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Grazie, Marie Eugenie delle #

* 14. 8. 1864, Ungarisch-Weisskirchen

† 19. 2. 1931, Wien


Erzählerin, Dramatikerin


Marie Eugenie Delle Grazie wurde am 14. August 1864 in Ungarisch-Weisskirchen, als Tochter von Cäsar Delle Grazie (1817–1873), der Oberinspektor der Ersten Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft im Banat und anschließend Bergwerkdirektor war, geboren. Ihre Angehörigen mütterlicherseits waren Hannoveraner, Elsässer, Hamburger und Schwaben, väterlicherseits entstammt sie einer alter venezianischer Patrizierfamilie.


Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend im Banat, den Karpathen und zog 1872 nach dem Tod des Vaters nach Wien, wo sie nach Absolvierung der Bürgerschule das Pädagogium bei St. Anna besuchte.


Ihre dichterische Veranlagung wurde durch den Theologen und Ethiker Professor Laurenz Müller erkannt und gefördert. Seit frühester Jugend schrieb sie bereits, und schon im Alter von 19 Jahren wurde ihr ein Stipendium, der Preis der Schwester-Fröhlich-Stiftung, als Anerkennung für ihr Theaterstück Saul verliehen. Ein Jahr zuvor hatte sie ihr literarisches Debüt mit einem Band Gedichte (1882) vorgelegt.


Ein weiterer Gedichtband "Italienische Vignetten" (1892) und die Erzählung "Liebe" (1902) folgten. Ihren literarischen Ruhm um die Jahrhundertwende begründete sie vor allem mit einem Robespierre-Epos (1895) und dem Bergarbeiterdrama "Schlagende Wetter" (1899), das dem Naturalismus nahe stand.


Neben Marie von Ebner-Eschenbach war delle Grazie eine der bekanntesten österreichischen Schriftstellerinnen um 1900.
Sowohl ihr erzählerisches als auch ihr lyrisches Werk zeichnet Reife aus. Sie schrieb neben Populärliteratur auch gesellschaftskritische Werke, in denen sie für Freiheit und Menschenwürde eintrat. Sie war eine bedeutende Vertreterin des Realismus.
Nach dem Tod ihres Mentors Müllner zog sie 1912 in die Steiermark und wandte sich vom freigeistigen Denken ab und dem Katholizismus zu.


Marie Eugenie Delle Grazie starb 1931 im Alter von 66 Jahren unverheiratet in Wien.

Auszeichnungen, Preise#

  • 1901 Bauernfeld-Preis
  • 1916 Ebner-Eschenbach-Preis


Werke (Auswahl):

  • Saul
  • Jugend
  • Blauer Falter
  • Robbespierre
  • Der Schatten, Drama
  • Ver Sacrum, Drama
  • Vor dem Sturm (1910)
  • Stille Geschichte
  • Der Liebe und des Ruhmes Kränze. Ein Roman auf die viola d'amour (1920)
  • Die weißen Schmetterlinge von Clairvoux. Novelle (1925)

Gedichte

  • Dornröschen
  • Kindheit
  • Neapel
  • Vergessen

Literatur#

  • M. Flaschberger, M. E. delle Grazie, eine österreichische Dichterin der Jahrhundertwende, Dissertation, Graz 1978


Leseprobe#

aus Vergessen

In meiner Großmutter Garten,
Auf der alten Rasenbank,
Wollt' ich die Gespielen erwarten -
Vor dem Beet mit den dunklen Violen -
Sie sollten mich dort holen
Zu einem Maiengang!
Die Stunden kamen und gingen,
Weiß nicht, wie mir geschah -
Da hört' ich die Freunde singen
Und wußt', daß sie mich vergessen,
Dieweil ich in Träumen gesessen -
So einsam stand ich da!
Wie war das nur geschehen?
Ich sann das Herz mir schwer
Und mocht' doch von hinnen nicht gehen -
Denn der süße Duft der Violen
Stieg auf, so heiß und verstohlen -
Wie ein Zauber wars um mich her...
Vergangen sind und verklungen
Darüber viel Jahr' und Wort' -
Was das Glück auch den andern gesungen:
In meiner Großmutter Garten,
zwischen Träumen und scheuem Erwarten -
ich sitz' noch immer dort!

Quellen#

  • AEIOU
  • Das große Buch der Österreicher, ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau (1987), Wien, 615 S.


Redaktion: I. Schinnerl