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Schöngrabern, "Wunderquelle"#

(Gemeinde Grabern, Verwaltungsbezirk Hollabrunn)

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Gegenwart
Westlich von Schöngrabern, zwischen Kellergasse und Lerchenfeld, steht nächst einem Wasserlauf die 1846 erbaute Brünnlkapelle. Am linken Pilaster der Kapelle kündet eine schwarze, weiß beschriftete Tafel: "An dieser Stelle befand sich die von 1699 bis 1703 errichtete kleine Bründlkirche. Reste dieses Gebäudes fanden 1802 bei der Errichtung eines Schüttkasten im Pfarrhof Verwendung. Diese Kapelle ließ 1846 der Gastwirt Mathias Friedrich erbauen. Fr. Verwaltungsbezirk Wien. 1998". In der mit Blumen geschmückten Kapelle befinden sich in einer Rundnische hinter Glas eine gekrönte Schwarze Madonna in vergoldetem Gewand mit Kind und Szepter (Kopie des Originals in der Pfarrkirche), ein Glassturz mit Kreuzigungsszenerie und einige Bilder, u. a. eine Mariahilf-Kopie. Wenige Schritte weiter steht ein 1972 aus Natursteinen aufgemauerter Bildstock mit dem Brünnl. Ein Schmiedeeisengitter schützt die Kopie des Bildes aus dem Jahr 1664, das sich auf die Entstehung bezieht.

Geschichte
Mitte des 17. Jahrhunderts bestand dort ein stark fließendes Brünnl bei zwei Bäumen. Auf einer der Weiden befand sich der verwitterte Kupferstich eines Madonnenbildes. An dessen Stelle schnitzte Johann Marcot 1664 eine Marienstatue, für die man eine Holzkapelle errichtete. Bei dieser befanden sich eine Wachskammer und ein Opferstock. Der Ruf der Andachtsstätte verbreitete sich rasch und viele Pilger holten sich Wasser. Hingegen waren die Pfarrer der Umgebung zunächst skeptisch.

Etwa 4 m von der Quelle entfernt, entstand um 1700 eine neue 11 x 7 m große, 10 m hohe Kapelle aus Holz. Die Betreuung besorgte ein Eremit. Erst 1709 wurde die Kapelle geweiht und die Marienstatue vom Brunnenhaus feierlich übertragen. An den Marienfeiertagen kamen in den folgenden Jahren mehr als 4000 Gläubige. Nun bezeugte auch die Geistlichkeit die Kraft des Wassers, 120 Wunderheilungen waren in einem Buch eingetragen. 1715 erteilte der Papst dem Gnadenort einen Ablass auf das Fest Mariae Heimsuchung. 1740 legte der Grundherr, Johann Baron Ludwigstorff, den Grundstein zu einer Wallfahrtskirche. Für ihren Bau errichtete man in der Nähe einen eigene Ziegelei und einen Kalkofen. Trotz großzügiger Spenden und Eigenleistungen der Bewohner geriet der Bau mehrmals ins Stocken. 1778 war die "im Stil von Maria Dreieichen" errichtete Kirche fertig und prächtig ausgestattet. Kaiserin Maria Theresia stiftete ein Messkleid.

Schon 1783 fiel die neue Wallfahrtskirche den Josephinischen Reformen zum Opfer und musste demoliert werden. Die Marienstatue kam in die Pfarrkirche. 1808-1904 bestand auf dem Kirchenareal ein Friedhof, der 1924 in eine Parkanlage umgewandelt wurde. Um das Andenken an "Maria Bründl" zu bewahren, ließ ein Gastwirt 1846 die (bestehende) Kapelle bauen. In der Folge wurde das Brünnl wieder vernachlässigt. 1907 mauerte man einen Abstieg zur Quelle. 1972 errichtete die Gemeinde ein neues Brünnl.

Geschichten
1663 zog der Venetianer Johann Marcot, ein Tischler und Bildhauer, mit der kaiserlichen Armee gegen die Türken. Beim Schießen verletzte er sich die Augen. Er träumte, er solle nach Österreich reisen. Bei Oberhollabrunn werde er ein Brünnlein mit einem zerrissenen Marienbild finden. Statt diesem solle er eine Statue der Madonna mit dem Kind schnitzen und er werde wieder gut sehen. Der Traum wiederholte sich so oft, dass der Tischler sich zur Reise entschloss und - nach einigen Schwierigkeiten - alles geschah wie prophezeit.

Redaktion: hmw

Siehe auch:
--> Wunderquellen in Niederösterreich nach Helga Maria Wolf: Katalog zur Ausstellung "Mythos Wasser", ehem. NÖ Museum für Volkskultur, Groß-Schweinbarth, 2009
--> Heilige Quellen in Österreich von Siegrid Hirsch und Wolf Ruzicka, 2008