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Johannes Moser et al. (Hg.) Wissenschaft als Leidenschaft#

Bild 'Moser'

Johannes Moser, Gerlinde Malli, Georg Wolfmayr, Markus Harg (Hg.): Wissenschaft als Leidenschaft. Gedenkschrift für Elisabeth Katschnig-Fasch. Herbert Utz Verlag München 2013. 248 S., ill., € 37,-

Elisabeth Katschnig-Fasch (1947-2012) wirkte seit 1976 am Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Karl-Franzens-Universität Graz. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte in Lehre und Forschung lagen im Bereich der Geschlechterforschung, Lebensstil- und Wohnforschung, Urbanethnologie und der Auswirkungen sozialer und kultureller Umbrüche auf den Alltag. Sie forschte und lehrte zu städtischen Lebensweisen - von der Dissertation über „Vereine in Graz“ (1976), bis zur Habilitationsschrift „Möblierter Sinn. Städtische Wohn- und Lebensstile“ (1998). Ihre Veröffentlichung „Das ganz alltägliche Elend. Begegnungen im Schatten des Neoliberalismus“ wurde 2003 mit dem Bruno Kreisky-Anerkennungspreis ausgezeichnet. Unter anderen begründete sie die Zeitschrift „Kuckuck. Notizen zur Alltagskultur“.

Das vorliegende Buch hätte eine Festschrift zum 65. Geburtstag werden sollen und erschien nun als Gedenkschrift. Der Titel charakterisiert die fast 40-jährige Wissenschaftstätigkeit der Universitätsprofessorin. Wissenschaft und Leidenschaft erscheinen nur auf den ersten Blick als Gegensätze. Bei Elisabeth Katschnig-Fasch standen sie in enger Beziehung. "Ohne Leidenschaft ist jede Forschung zum Scheitern verurteilt, meinen die Herausgeber. Johannes Moser, Lehrstuhlinhaber für Volkskunde/Europäische Ethnologie in München, die Grazer Soziologin Gerlinde Malli, der Stadtethnologe Georg Wolfmayr und der Kulturanthropologe und Künstler Markus Harg haben mit ihr gemeinsame Projekte realisiert. Sie baten weitere Weggefährten und Gefährtinnen um Beiträge. Darunter Kolleg/innen, mit denen sie internationale Kontakte pflegte, wie Ina-Maria Greverus, Begründerin des Instituts für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie in Frankfurt am Main, Rolf Lindner, em. Professor der Europäischen Ethnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, Karin Wilhelm, Professorin für Architekturgeschichte in Braunschweig, Florence Weiss,Dozentin für Ethnologie an der Universität Basel, Anna Bergmann, Kulturwissenschaftlerin in Frankfurt/Oder und Franz Schultheis, Soziologie-Professor in St. Gallen.

Bunt wie das Spektrum der vertretenen Fächer sind auch die Titel der 24 Beiträge, die von den Herausgebern in vier große Blöcke gegliedert wurden. "Raum und Zeit" behandelt Städte, Graz ebenso wie das zerstörte Sarajewo, aber auch Museen und Ausstellungen. Johanna Rolshoven, die das Grazer Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie leitet, referiert über die kulturwissenschaftliche Wohnforschung, Architektur und Mobilität.

"Wissen und Kritik" beginnt mit dem Beitrag von Rolf Lindner. Er überschreibt ihn mit "Das kognitive Gewissen", Elisabeth Katschnig-Fasch hatte er als „kognitives Gewissen des Faches“ bezeichnet. Akademische Grenzgebiete, Life Sciences und literarischer Widerstand zur NS-Zeit werden hier ebenso behandelt wie provokante aktuelle Publikationen. (Thilo Sarrazins "Deutschland schafft sich ab" und Catherine Hakims "Erotisches Kapital").

"Feldforschung und Praxis" führt zur klassischen Methode der Europäischen Ethnologie, wobei auch soziale Netzwerke (Facebook) Forschungsgegenstand sind. Es war schon oft von der Angst des Forschers vor dem Feld die Rede. Grazer Studierende hatten einen großen Vorteil. Ihnen wurde zu den Lehrveranstaltungen auch Supervision angeboten.

In "Erinnerungen und Begegnungen" lernt man den Menschen und die Professorin Elisabeth Katschnig-Fasch kennen. Kolleg/innen, Schüler/innen und Freund/innen formen ein Mosaik der akademischen und persönlichen Wertschätzung für die viel zu früh verstorbene Kulturwissenschaftlerin. Alle Beiträge sind als Diskussionsanstöße zu verstehen, die zu einer weiterführenden Beschäftigung mit dem Werk Elisabeth Katschnig-Faschs einladen und den Dialog damit aufzunehmen versuchen.