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Andrea Kramper: Storytelling für Museen#

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Andrea Kramper: Storytelling für Museen. Herausforderungen und Chancen. Transcript Verlag Bielefeld 2017. 140 S., ill., € 19,90

Das Buch ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen des Museumsbetriebs. "Museion" nannte man in der griechischen Antike einen Ort der Musen, der Schutzgöttinnen der Künste. Unter dem Einfluss humanistischer Ideen entstand - darauf zurückgreifend - der Begriff Museum für das Wissen über Kunstwerke und ihre Sammlungen. War dies anfangs Sache der Adeligen, so brachte die bürgerliche Gesellschaft Repräsentation und Bildungsauftrag als neue Aufgaben der Institution. 2010 definierte der International Council of Museums (ICOM) die Kernaufgaben: Sammeln, Bewahren, Forschen und Ausstellen. Kommunikation erscheint dabei zweitrangig. Wenn sie stattfindet, folgt sie meist nach dem Sender-Empfänger-Modell. Den "Sender" interessiert kaum, ob und wie seine Botschaft beim "Empfänger" ankommt. "Mit einer umfassenden Auffassung von Public Relations als einem kommunikativen internen und externen Beziehungsmanagement hat dies wenig zu tun", stellt Andrea Kramper fest. Die Autorin ist Kommunikationsberaterin, hat Ethnologie, Museumsmanagement und Kommunikation studiert, ihr Arbeitsschwerpunkt liegt im Storytelling für Kulturinstitutionen.

Aus ihrer internationalen Praxiserfahrung stellt sie einige Beispiele vor: Das Field Museum in Chicago rückt in einem Imagefilm den Aspekt "Neugier wecken" in den Vordergrund. Es zeigt die Mission des Museums, "Neugier zu wecken für das Leben auf der Erde, dieses Leben und seine Entstehung zu erforschen und im Dialog herauszufinden, wie es sich in Gegenwart und Zukunft gemeinsam besser gestalten lässt." Bei der narrativen Vermittlung entscheiden Emotionen, wie Inhalte strukturiert und eingeordnet werden. Das Museum of Broken Relationships in Zagreb ist ganz darauf ausgerichtet. Es zeigt Alltagsgegenstände zum Thema "zerbrochene Beziehungen", die Menschen aus aller Welt gespendet und ihre persönlichen Geschichten dazu geschrieben haben. Erst dadurch erhalten die Objekte ihre Bedeutung und Wirkung. Das Los Angeles Museum of Art betreibt Storytelling über Snapchat. Dieser Nachrichtendienst der sozialen Medien verknüpft Bilder mit kurzen Informationen, die nach einiger Zeit gelöscht werden. Das spricht jüngere Interessenten an und weckt ihr Interesse für das Museum. Auch das Brooklyn Museum und die National Museums of Liverpool setzen auf modernste Technik, die Apps der Mobiltelefone. Auf diesem Weg antwortet das Museumsteam des amerikanischen Kunstmuseums direkt auf Besucherfragen. Die "House of Memories-App" wurde für Demenzkranke entwickelt. Sie eröffnet ihnen und den Betreuern eine Kommunikationsmöglichkeit über die Verknüpfung persönlicher Erzählungen mit den Objekten der Sammlungen. So lässt sich Storytelling nutzen, um museale Ressourcen partizipativ zugänglich zu machen. Außerdem kann die Methode eingesetzt werden, um personales Wissen zu erfassen. In der Kunstbibliothek Sitterwerk in St. Gallen arbeiten Künstler und Wissenschaftler an Projekten. Dieser Prozess der persönlichen Forschung wird festgehalten und über eine "digitale Werkbank" zugänglich gemacht. Ein weiteres Beispiel dafür, wie Museen von den Erzählungen seiner Nutzer profitieren können, ist das Flickr Commons Projekt. Es erfasst personal vorhandenes Wissen zu Fotografien aus internationalen Archiven. "Durch die Einbettung der Bilder in narrative Zusammenhänge (ihre Verknüpfung mit Orten, Zeiten, Personen und Ereignissen) wird nicht nur ihre Auffindbarkeit erleichtert, die Fotografien selbst erhalten so neue Bedeutungszusammenhänge."

Die Beispiele zeigen, Storytelling ist nicht nur eine Modeerscheinung, die so viel wie Märchen erzählen bedeutet. "Storytelling ist eine Kommunikationstechnik, die (abstrakte) Informationen mit Hilfe erzählerischer Elemente vermittelt und dazu Inhalte narrativ interpretiert bzw. 'übersetzt'. Ihr Ziel ist es, den Empfänger durch eine auch emotional ansprechende Vermittlung den Zugang zu Themen zu erleichtern." Die Autorin geht auch auf Argumente ein, die gegen diese Methode sprechen und meint abschließend, "Storytelling ist keine Universallösung, aber ein ergänzendes Kommunikationsinstrument. … Will ein Museum Inhalte nachhaltig vermitteln, bietet Storytelling einen Weg, die Kommunikationsmaßnahmen nicht nur ausgehend von den eigenen Themen und Objekten zu gestalten, sondern auch auf die Bedürfnisse der Rezipienten auszurichten."