Krenek, Ernst#
* 23. 8. 1900, Wien
† 22. 12. 1991, Palm Springs (Kalifornien, USA)
Komponist, Librettist und Essayist
Der Sohn eines k. u. k. Beamten absolvierte das Gymnasium in
Wien-Währing, nahm Privatunterricht in Kontrapunkt und Harmonielehre und
wurde bereits mit 17 Jahren in die Wiener Musikakademie aufgenommen, wo
Franz Schreker sein Lehrer war. Er begann in Wien Philosophie zu
studieren, entschied sich aber dann 1920 für eine Laufbahn als Musiker.
In Zürich, Wiesbaden, Berlin und Kassel sammelte er Theaterpraxis.
1927 fand in Leipzig die umjubelte Uraufführung jener
"Jazz"-Oper statt, die den 27jährigen über Nacht berühmt machte: "Jonny
spielt auf". In der Wiener Staatsoper erntete das Werk 1928
antisemitische Krawalle, aber auch ungewöhnlich großen Zuspruch. Der
Komponist lebte 1928-1937 wieder in Wien. Er schloss sich dem Kreis um
Arnold Schönberg
an und schrieb in Zwölftontechnik die Oper "Karl V."
(1934), ein Auftragswerk der Staatsoper, die jedoch wegen massiver
Proteste des Vorstands der Philharmoniker aus künstlerischen und
ideologischen Gründen nicht zur Aufführung gelangte; das progressive
Werk hatte erst 1984, 50 Jahre nach seinem Entstehen, in Wien Premiere.
1938 emigrierte Krenek, ein Schwiegersohn Gustav Mahlers, in die USA, wo er
als Dirigent tätig war und an verschiedenen Universitäten lehrte. Ab
1966 lebte er als freier Komponist und Schriftsteller in Palm Springs
(Kalifornien), stattete aber Österreich regelmäßig Besuche ab. Vielfach
preisgekrönt, erlebte er die Wieder- und Uraufführung seiner Werke, z.
B. 1983 die Premiere seines Cellokonzerts bei den Salzburger
Festspielen.
Krenek hat alle Stilrichtungen im 20. Jh. mitgemacht. Sein
Schaffen umfasst Opern, z. B. "Der Sprung über den Schatten" (1924), "Der
Diktator" (1928), "Pallas Athene weint" (1955), "Kehraus um St. Stefan"
(1990 in Wien uraufgeführt), Orchester- und Instrumentalkompositionen,
Chorwerke, Lieder, u. a. "Reisebuch aus den österreichischen Alpen", und
Ballettmusik. 1991 wurden seine sämtlichen Klaviersonaten auf CD
versammelt. Außerdem schrieb Krenek musiktheoretische Werke ("Über neue
Musik", 1937, "Zwölfton-Kontrapunkt-Studien", 1952), Essays ("Essays
über Musik", 1958), Libretti und Lyrik.
Literatur#
- O. Kolleritsch (Hg.), Ernst Krenek (1982)
- J. Steward, Ernst Krenek Eine kritische Biographie (1990)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992