Sablatnig, Josef#
* 9. 2. 1886, Klagenfurt
† 28. 2. 1946, Berlin (KZ Buchenwald)
Auto- und Flugzeugbauer
Dipl.-Ing. Dr. Josef Sablatnig wurde am 9. Februar 1886 als Sohn eines Fleischhauers in Klagenfurt geboren, besuchte dort das Gymnasium und maturierte 1904.
Er studierte an der Technischen Hochschule in Graz Maschinenbau, ab 1907 Elektrotechnik an der TU Brünn, wo er das Ingenieurdiplom erwarb; 1910 promovierte er an der Universität Wien zum Dr. phil.
Bereits während des Studiums beschäftigte er sich mit Flugproblemen und baute 1906 gemeinsam mit Josef Mickl einen Drachenflieger.
1909 begann er seine Pilotenausbildung bei der "Flugmaschinen Wright GmbH" in der Nähe von Berlin, erhielt im Oktober 1910 den österreichischen Pilotenschein und war bis 1914 als Pilot tätig.
Er startete 1910 in Klagenfurt bei der ersten österreichischen Flugveranstaltung, 1911 führte er den weltweit ersten Nachtflug durch und stellte zur Herbstflugwoche 1913 in Johannesthal bei Berlin mehrere Höhenweltrekorde auf. Mit einem Union-Pfeildoppeldecker stieg er mit drei Passagieren auf 2830 m, mit vier Passagieren auf 2080 m und mit fünf Passagieren auf 1000 m Höhe.
1911 wurde er Chefkonstrukteur und Chefpilot der Wiener Neustädter Autoplanwerke, wo er den Warchalowski-Doppeldecker (einen einmotorigen Militärdoppeldecker) baute.
Im selben Jahr übersiedelte er nach Berlin und übernahm 1913 die Leitung der Union-Flugzeugwerke in Teltow bei Berlin.
Im Ersten Weltkrieg rückte er 1914 freiwillig als Marineflieger in Kiel ein, wurde jedoch bereits 1915 vom deutschen Reichsmarineamt mit dem Auftrag, ein Seeflugzeug zu konstruieren, beurlaubt.
1916 gründete er gemeinsam mit dem Bankier Molling eine eigene Flugzeugkonstruktionsfirma, die "Sablatnig-Flugzeugbau GesmbH" und entwickelte während des Ersten Weltkriegs zahlreiche Wasser- und Landflugzeuge, fast ausschließlich einmotorige Doppeldecker: die SF 2, ein Seeaufklärer mit Bombenwurfvorrichtung oder Funkempfangs- und Sendeanlage, gehört mit 46 Exemplaren zu den erfolgreichsten Seeflugzeugen des 1. Weltkriegs; das Marineschulflugzeug SF 5 wurde mit 91 Exemplaren zum meistgebauten von Sablatnig entwickelten Flugzeug; bei den Landflugzeugen entwickelte er aus seinem Aufklärer C I den ebenfalls einmotorigen Nachtbomber N I.
Bei Kriegsende hatte die Firma ca. 1000 Mitarbeiter.
Nach dem Krieg baute Sablatnig Militär- zu Verkehrsflugzeugen um und unternahm mit der viersitzigen "P 1" den ersten deutschen Nachkriegsauslandsflug nach Stockholm.
Sein "Luftverkehr Sablatnig" erhielt im März 1919 als eine der ersten deutschen Fluggesellschaften die Zulassung und nahm im selben Jahr den planmäßigen Linienverkehr auf. Im Oktober 1920 kam es zu einem Zusammenschluss mit dem "Lloyd-Luftdienst" Bremen zur "Lloyd-Luftverkehr Sablatnig GmbH", die 1923 in die "Deutsche Aero Lloyd AG" einging.
1920 flog er mit seinem Flugzeug über die Scheldemündung in Holland die erste große Luftbildvermessung der Welt.
Die Beschränkungen des Versailler Vertrages führten zum Ende des Flugzeugbaus. Sablatnig konstruierte und baute nun technisch bemerkenswerte Automobile, Motoren für landwirtschaftliche Geräte und Boote; leider ohne wirtschaftlichen Erfolg.
Ende 1922 schied Sablatnig aus dem Unternehmen aus, das weiter seinen Namen trug.
Er baute erneut Autos (bei "Beuchelt u. Co." in Grünberg (Schlesien); war für Hugo Junkers tätig, wo er sich u.a. an der Entwicklung einer Fahrzeugfederung beteiligte.
Zuletzt war er bei einer anderen Firma mit der Entwicklung von Sturmbootmotoren betraut.
Am 16. Juni 1945 wurde Sablatnig in Berlin von der Sowjetischen Besatzungsmacht inhaftiert und in das ehemalige KZ Buchenwald überführt, wo er am 28. Februar 1946 starb.
Literatur#
- K. D Seifert, Josef Sablatnig: Der Sablatnig Flugzeugbau und sein Chefkonstrukteur Hans Seehase, 2002
Quellen#
- Technisches Museum Wien, Archiv (Personenmappe)
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- Neue deutsche Biographie