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Aufräumen in Klagenfurt#

Aufrührer abserviert – und das auch noch ohne Begründung! Ja, wo leben wir denn?!#


Von

Willibert Kurth

Aus: Gedanken zu Glaube und Zeit Nr. 305/2019


Nun gibt es endlich die lange angekündigten Konsequenzen im Gurker Bistum,[1] allerdings sicher anders, als sich das der bisherige Diözesanadministrator Guggenberger und seine Mitstreiter vorgestellt haben. Denn ihn – den Kopf der Aufrührer – haben die Herren im Vatikan kurzerhand einfach mal abgeräumt - und das auch noch ohne Begründung, wie aus dem Umfeld des ehemaligen Diözesanadministrators voller Empörung zu vernehmen ist.

Ja, wo leben denn jene, die meinen, das Bistum und womöglich darüber hinaus die Kirche in dieser Art erneuern zu können? Die doppelte Empörung über (erstens) Guggenbergers Absetzung und (zweitens). darüber, dass diese unverschämterweise auch noch ohne Begründung erfolgte, wird leider Rom nicht daran hindern können, gleich doch noch zu einem zweiten zurechtweisenden Schlag auszuholen. Haben sich doch die österreichischen Bischöfe schon zur Erklärung des neuen Wiener Nuntius, welche die Sache geradezu auf den Kopf stellte, merkwürdig „schmästad“ verhalten, sodass Rom von dieser Seite kaum mit Widerspruch rechnen muss.

Das Mildeste, was an Demütigung und Zurechtweisung zu erwarten ist, wäre für jene, die von einem Neuanfang träumten und davon, dass Rom einen Bischof fallen lässt, das Mildeste wäre wohl der herablassende Hinweis, dass jene, die von solch schändlicher Erneuerung reden, dann doch bitte gleich zu den Evangelischen gehen sollen, wo sie das alles gleich haben können inklusive basisdemokratischer Strukturen und Frauen im Amt samt abgeschafften Zölibat sowieso. Dazu würden sie dann sicher in so einem Fall aus Rom auch eine Begründung bekommen. Aber was ist von den Hohen Herren in Rom Anderes zu erwarten? Ja bitte, wo leben wir denn in dieser Kirche; bitte immer noch im Mittelalter - oder kurz danach. Und der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, der Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn, findet dies und die Einsetzung des Militärbischofs Werner Freistetter als Übergang eine gute Lösung. Kein Wort darüber, dass doch der eine oder andere inhaltlich Hinweis ganz nett wäre, was etwa bei den mehrwöchigen Prüfungen durch Erzbischof Lackner, Bischof Elbs und Co. herausgekommen ist und wie es weitergeht. Davon bekommen wohl selbst Schönborn und seine Mitbrüder, die sich für diese Gurker Show haben einspannen lassen, nicht einmal etwas zu hören.

Ganz recht, wenn einem das im 21. Jahrhundert etwas fremd und wie aus weit zurückliegenden Zeiten vorkommt. Aber in der katholischen Kirche ist dies, auch unter dem zwar sympathischen, aber umsetzungsschwachen Papst Franziskus, die reale Gegenwart. Kein Wunder, dass diese Kirche so keine Zukunft hat. Jene, die wirklich ins Mittelalter zurückwollen, gehen gleich zu den Pius-Brüdern. Und die Mehrheit der Menschen, die im normalen Alltag auch im 21. Jahrhundert leben, wird dieser Kirche mehr und mehr den Rücken kehren. Und zurück bleibt eine vielfach entleerte Kirche, die noch als Sozialeinrichtung dankend in Anspruch genommen wird und zum anderen für Traditionswahrung an Fronleichnam und als netter Rahmen für private Feiern.

Aber seine Substanz und Glaubwürdigkeit verliert dieser klerikal verkrustete, sich trotz aller Bekenntnisse zu Transparenz nach wie vor in Geheimniskrämerei verschanzende Kirchenapparat immer mehr und umfassender; ein von Männern mit einem völlig überholten Kirchenund Amtsverständnis geleiteter Kirchenapparat, der Frauen und Laien diskriminiert und damit im Rechtsstaat im Grunde nicht tragbar ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann gegen diese verfassungswidrige Einrichtung in den Staaten oder auf europäischer Ebene vor Verfassungsgerichten über deren Stellung im modernen Rechtsstaat entschieden wird.

Dann zieht jetzt mit dem Militärbischof wohl erst mal wieder Zucht und Ordnung in Kärnten ein. Und wo nötig, werden auch anderen die Haare und Ohren gestutzt. Für Schönborn ist das alles ok; er ist als Mönch aus dem Kloster nichts anderes gewohnt. Wäre es da nicht viel besser, wir scheren uns die Haare gleich selbst ganz kurz, sei es aus Wut, Scham oder vorauseilendem Gehorsam – und das nicht nur in der brütenden Sommerhitze.

Willibert Kurth, Wien/Köln, ist Unternehmensberater und Sprecher des Lainzer Kreises an der Kardinal König Akademie, Wien-Lainz

Fußnote#

[1] Die Diözese Gurk hat seit langem ihren Sitz in Klagenfurt.