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Indiens Hunde#

Erbarmenswürdig, liebreizend, jedoch auch sehr gefährlich#


Von

Günther Jontes

Die Bilder wurden vom Verfasser in Indien und Nepal von 1974 an bis in die unmittelbare Gegenwart aufgenommen. Sie sind Teil des Archivs „Bilderflut Jontes“ und stehen unter Copyright.


Die Inder sind ein tierliebendes Volk und beziehen diese lebevollen Wesen in ihre religiösen Mythen, in Fest und auch in ihren Alltag ein. Wer kennt nicht die Heilige Kuh der Hindus. Jede Gottheit verfügt hier im hinduistischen Südasien über ein eigenes Reittier und viele von ihnen haben auch eine teilweise tierische Gestalt. Zu den bereits in den Veden vorkommenden Göttern, welche die Elemente verkörpern, gehört auch der Feuergott Agni, dessen Reit- und Begleittier (skr. vahana) ein Hund ist. So wird er im nepalesischen Tempelbezirk von Gokarna dargestellt.

Und eine der furchterregenden Erscheinungsformen des Hochgottes Shiva ist Bhairava, den Hunde begleiten, wie man es am Bhairava-Tempel von Bhaktapur im Tal von Kathmandu beobachten kann. Mit abgebissenen Gliedmassen besiegter Dämonen im Fang umtollen sie ihren Herrn.

Bhairava, den Hunde begleiten
Bhairava, den Hunde begleiten
Hunde Bhairava-Tempel von Bhaktapur
Bhairava-Tempel von Bhaktapur
Hund Bhairava-Tempel von Bhaktapur
Bhairava-Tempel von Bhaktapur

Was zum Straßenalltag Indiens gehört, sind unter den stets sichtbaren und hörbaren animalischen Zeitgenossen die Hunde.

Schätzungsweise 50 Millionen Hunde leben in Indien streunend in Menschennähe der Siedlungen und kämpfen sich mit eigenen Strategien durchs Leben. Dazu kommen noch etwa 10 Millionen, die quasi als Familienmitglieder oft gehätschelt und umsorgt in städtischen und dörflichen Haushalten leben.

streunender Hund
streunender Hund

An und für sich sind Hunde Wildbeuter, die auf tierisches Eiweiß aus sind. Dabei betätigen sie sich wie die Geier auch als Gesundheitspolizei, indem sie umgestandene Tiere oder Aas beseitigen. Nachdem in den letzten Jahrzehnten die vorher allzeit gegenwärtigen Geier fast zur Gänze einer geheimnisvollen Viruskrankheit zum Opfer gefallen sind, steigt der Stellenwert der Hunde außerhalb der Siedlungen. Im Leben mit und um die Menschen haben sie sich beim Nahrungserwerb jedoch auch bereits so weit gewandelt, dass sie auch Pflanzliches nicht verschmähen.

Der Hund wurde schon zum Begleiter des Menschen, als dieser noch als Jäger und Sammler in Kleingruppen seiner tierischen und pflanzlichen Nahrung nachzog und allein ohne Muttertier gelassene Wolfswelpen aufnahm, an sich zog und dadurch im Laufe der Zeit einen wertvollen Jagdhelfer gewann. Der tierische Horizont umfasst außer dem Wolf noch den Afrikanischen und den Asiatischen Wildhund. Bei ihnen handelt es sich um rudelbildende Hetzjäger, die in enger Gemeinschaft ihre Beute aufspüren, hetzend einkreisen und schließlich töten. Einen Teil ihres Lebensunterhaltes beziehen dies halbwilden indischen Straßenhunde aus der religiös hinterlegten allgemeinen Tierliebe der Inder, die auch dazuführt, dass diese Hunde vielfach gefüttert werden und so den Nahrungsspendern ein gutes Karma in Hindu-Lebenskonzept verschaffen.

In allerhöchsten gesellschaftlichen Kreisen werden europäische Rassehunde als Schoß- und Spasshunde übertrieben gehätschelt und wie am Hofe des Maharajas von Jodhpur durch eigenes Personal betreut. Im städtischen Milieu werden Hunde für verschiedene Zwecke schon als Welpen an eine Haushaltung gewöhnt. Ein nepalesischer Händler in Bhaktapur wird ihn vielleicht einmal als Wachhund brauchen können.

Hundepersonal
Hundepersonal
Hundebesitzerin
Hundebesitzerin
Hundeleben
So lässt es sich leben! Kein Hundeleben, wie man es in Europa meint.
Trick mit dem „lieben“ Hund
Und Fremde um Bakschisch anschnorrende Kinder haben den Trick mit dem „lieben“ Hund sich auch schon zu Eigen gemacht.
schnorrender Hund
Und ein anderer wartet auch schon gespannt, ob er etwas abbekommt.
frischer Trunk
Ein frischer Trunk und ein Bad in der tropischen Hitze unter der Sonne Südasiens stärkt Leib und Seele.
erfrischendes Bad
Ein frischer Trunk und ein Bad in der tropischen Hitze unter der Sonne Südasiens stärkt Leib und Seele.

In Tibet kann man weiteres bemerken. In den buddhistischen Lamaklöstern dortselbst tummeln sich zahlreiche Hunde, die wohlgenährt und zufrieden zu sein scheinen. Da im karmischen Wiedergeburtszyklus, der sich nach der Lebensbilanz richtet, es ohne weiteres sein kann, dass man in tierischer Gestalt wieder auf die Welt kommt, wenn Sünden überwogen haben, so heiß es, dass die Mönche diese Klosterhunde besonders pflegen, da es ja vielleicht auch ihnen einmal so ergehen könnte.

Hunde buddhistischen Lamaklöstern
Hunde in buddhistischen Lamaklöstern
Hunde buddhistischen Lamaklöstern
Hunde buddhistischen Lamaklöstern

Was wir heute auf Indiens Straßen als Hunde beobachten, sind mittelgroße, farblich differenzierte, leichtfüßige Tiere, die einerseits harmlos und gutmütig erscheinen, jedoch auch Träger von lästigen bis gefährlichen Parasiten und vor allem der Tollwut sein können, die ja auch noch nicht einmal in Europa ganz ausgerottet ist. Rabies oder Hundswut bedarf einer Tetanusimpfung, die stets aufgefrischt werden sollte, besonders wenn man eine Indienreise antritt.

Als Grundregel im Umgang mit Indiens Hunden hat daher zu gelten: Sich von ihnen fern halten, ihnen ausweichen, wenn sie auf einen zukommen, keinesfalls berühren!

Nur bei den Muslimen haben Hunde einen schlechten Stellenwert. Sie werden als unrein verachtet und man hält sich von ihnen ferne, verjagt sie, wo sie auftauchen. Arabische Schimpfwörter enthalten oft das sprachliche Element kelb „Hund“.

Die Streunhunde haben ein sozusagen von Menschen nicht behindertes Liebesleben und pflanzen sich bei jeder Gelegenheit freimütig fort. Nicht selten sind also Hundemütter zu beobachten, die ihre Welpen säugen. Oft sind sie selber spindeldürr und lassen einen bis mehrere Sprösslinge an ihren Milchquellen saugen. Oft sind es erbarmungswürdige Gestalten, die kaum selber bei Kräften sind und doch instinktiv für ihre Welpen sorgen.

Streuner
Streuner
Streuner
Streuner

Auffällig ist, dass bei dem Wurf Welpen dabei sind, die einander nicht gleichen. Waren da mehrere „Väter“ am Werk?

Man hat den Eindruck, dass Indiens Streunhunde vor allem nachtaktiv sind. Wo sie sich niederlassen, schlafen sie dann, bis ihr nächtliches „Tagwerk“ beginnt und sie zuweilen in ein derartiges gemeinschaftliches Geheul und Bellen ausbrechen, dass es schier unerträglich ist. Dabei ist es natürlich ein Mittel der Kommunikation innerhalb eines Rudels oder man hat das Gefühl, dass Territorialkämpfe ausgebrochen sind..

Vielleicht ist das Sprichwort, dass man schlafende Hunde nicht wecken soll, hier in Indien entstanden.

Man lässt sich auch nicht stören und alles muss ihm ausweichen.

schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde
schlafende Hunde