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2.1 InhaltundZieldieserArbeit
auf Polen Ende August 1939 setzten der Zweisamkeit ein vorläufiges
Ende–eineKonstellation,die sich inLernetsunmittelbarnachderRück-
kehr vom „Polenfeldzug“ begonnenen Roman Mars im Widder in der
RomanzezwischenWallmodenunddermysteriösenCubaPistohlkors
wiederfindet. Dass Lotte Sweceny die Folie für einige Aspekte der Figur
der (doppelten) Cuba abgab, scheint unzweifelhaft (vgl. Kap.2.2.4).
DochnichtnurLotte, auch ihrbereits erwähnterFreundeskreisdürfte
als „Örtel-Drska-Cuba-Gruppe“ Eingang in den Roman gefunden haben
(vgl. S.48ff.).
SchließlichbringendieBriefeanLotteSwecenyetwasmehrLicht in
dasdiffuseHalbdunkelderHintergründevonLernet-HoleniasAbkom-
mandierung in die Heeresfilmstelle nach Berlin: So dürfte nicht aus-
schließlich,wiebishermeist zu lesenwar,die InterventiondesUllstein
Verlags für diese Versetzung ausschlaggebend gewesen sein, sondern
eineklassischeSeilschaft (vgl. S.58ff.) –mit ausLernetsSicht ambiva-
lentemErgebnis:Er selbstempfanddieTätigkeitbeiderHeeresfilmstelle
als lähmendundseinereigentlichen(dichterischen)Arbeitnicht eben
zuträglich.Folglich trachteteer–zumUnverständnis seinerFreunde,die
ihn dort, fern von der Front, sicher wähnten – sehr bald danach, wieder
vondortwegzukommen.DieseBemühungenbrachten ihnsowohlmit
dem NS-treuen Schriftsteller und Wagrainer Bürgermeister Karl Hein-
rich Waggerl (vgl. S.68ff.) als auch mit dem faschistischen Theaterautor
GiovacchinoForzano(S.63ff.) zusammen.
Auch neuralgische Punkte in der Biografie Alexander Lernet-Holenias,
die seinesVerhältnisseszumnationalsozialistischenRegimeundzumAn-
tisemitismus, bleiben von den Briefen nicht unberührt: Die Art und Wei-
se, wie Lernet sich in ihnen zum Regime und seinen Protagonisten (v.a.
AdolfHitler)äußert, verstärken jeneStimmenderLernet-Forschung,die
demAutordeutlicheDistanzzumNationalsozialismusattestieren.Die
Verwendung einer bestimmten Chiffre legt sogar den Schluss nahe, dass
Lernet imAuftragoderaufVermittlungder „Halbjüdin“LotteSweceny
mit Opfernbzw.Gegnern desRegimes inKontakt stand(vgl. Kap.2.2.7).
Zentrum der vorliegenden Arbeit bilden naturgemäß die Transskripte
der 155 Schriftstücke, deren von der Editionswissenschaft geforderte
Aufgabe es ist, „einem Leser einen authentischen Text in seiner origina-
len historischen Gestalt zu präsentieren“.36 Auf die Transskripte folgt
36 BodoPlachta:Editionswissenschaft. EineEinführung inMethodeundPraxis derEdition
neuererTexte. 2., erg.undakt.Aufl.Stuttgart: PhilippReclam jun.2006,S.8.
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik