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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny - Briefe 1938-1945
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2 Einführung Die „Gauleitung Oberdonau“ hatte ähnliche Beobachtungen gemacht: Lernet-Holenia war während der Systemzeit dauernd in Gesell- schaft von Jüdinnen zu sehen [...] Der Angefragte bemüht sich zwarheuteersichtlich,denAnforderungendesneuenReichesge- recht zu werden, doch ist seine innere Einstellung zur NSDAP keineswegspositiv. InmoralischerHinsichtgenießterkeinenguten Ruf. Lernet-Holenia bringt demnach nicht die Voraussetzungen mit sich, die von einem Offizier der Deutschen Wehrmacht zu erwarten sind.58 Lernet-Holenia ist unverheiratet – und wird es bis 1945 bleiben –; seine Freundinnen indiesenJahrensindeinerseitsdieerwähnteLilySporer undandererseitsdieModistinOlgaLeitner,kurz„Olly“,59 es scheintaber gesichert, dass Lernet-Holenias Hang zur Promiskuität nicht bei zwei oderdreiparallelenBeziehungenhaltmachte.Naturgemäßwarendie meistendieserVerhältnisseoberflächlich-erotischerNatur–wieLernet- Holenias Beziehungsleben überhaupt von einem gewissen Unwillen undwohlaucheinemgewissenUnvermögenzu festenBindungenauf Augenhöhegekennzeichnetgewesen seindürfte. Antisemitismus und Sexismus auf charakteristische Art und Weise: „Das Motiv der ‚schönen Jüdin‘ [...] ist ein mehr oder weniger vordergründig erotisches Bild und orientiert sich oft an biblischen Vorbildern wie Judith, Salome, Esther oder Rahel. [...] InderAtmosphäredesausgehenden19. Jahrhunderts [...] erfährt auchdasKlischee der ‚belle juive‘ eine deutliche Sexualisierung. Die Jüdin ist durch die Taufe nicht mehr domestizierbar. Ihre Schönheit wird nicht nur als anziehend, sondern vor allem als bedrohlich empfunden, und sie dient als Projektionsfläche für unzählige Unterwerfungs- und Machtphantasien“ (Gabriele Kohlbauer-Fritz: „La belle juive“ und „die schöne Schickse“. In: Sander L. Gilman/Robert Jütte/Gabriele Kohlbauer-Fritz [Hrsg.]: „Der schejne Jid.“ Das Bild des jüdischen Körpers in Mythos und Ritual. Wien: Picus Verlag 1998, S. 109–122, hier S.110). Ihren wohl wirkungsmächtigsten Niederschlag fand die Ineinssetzung des „Jüdischen“ mit dem „Weiblichen“ in Otto Weiningers Hauptwerk GeschlechtundCharakter (1903),woesu.a.heißt: „Der Jude ist ewigdasWeib, ewig nichtalsPersönlichkeit, sondernalsGattung“ (OttoWeininger:GeschlechtundCharakter. Eine prinzipielle Untersuchung. München: Matthes & Seitz Verlag 1980, S.430). Zu diesemThemavgl. u.a.HildegardFrübis:DieSchöneJüdin.BildervomEigenenund vomFremden. In:Projektionen.RassismusundSexismus inderVisuellenKultur.Marburg: JonasVerlag1997,S.112–124,oderSanderL.Gilman/RobertJütte/GabrieleKohlbauer- Fritz (Hrsg.): „Der schejneJid.“DasBilddes jüdischenKörpers inMythosundRitual.Wien: PicusVerlag1998. 58 GauleitungderNSDAPOberdonauandieGauleitungderNSDAPWien.17.Okt. 1940 (zitiertnach Rocˇek: Dieneun Leben, S.225). „Systemzeit“ bezeichnetden austrofaschis- tischenStändestaat. 59 Vgl. S.219,Anm.zu vonOlgahabe ichguteNachrichten. 24
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny Briefe 1938-1945
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Titel
Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Untertitel
Briefe 1938-1945
Autor
Christopher Dietz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78887-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
468
Kategorien
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