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2 Einführung
(S.110), reicht Urlaubsanträge ein (S.112), bittet Lotte Sweceny immer
wiederumWarensendungen(Zigaretten,Süßwarenetc.)undbereitet
seine Rückkehr nach Wien vor. Am 21. Oktober verbringt Lernet seinen
42. Geburtstag „in vollkommener körperlicher und geistiger Rüstigkeit“
(S.118), bevorwenigeTage später seinRegimentdas „unselige[], ge-
schlagene[], zerschmetterte[]Polen“128 verlässt.
Ende des Monats ist für Lernet nach knapp zwei Monaten in Polen
dermilitärischeAspektdesZweitenWeltkriegsabgeschlossen.Am28.
meldet er sich in Wien im Hotel Imperial an, wo er – mit Unterbrechun-
gen–bis Mitte Juni1940gemeldetbleibt (vgl. auchS.252,Anm. zur
Datierung).DieBefürchtungen,dieer inPolengehegthatte,129 haben
sich nicht erfüllt: Er und Lotte Sweceny knüpfen dort an, wo ihre junge
Beziehung Ende August unterbrochen worden war. Auf die Trennung
folgennunMonatederZweisamkeit inWienundSt.Wolfgang.
ÜberdieWeihnachts-undNeujahrstagehält sichLernet–wiemeist
– in seinem Haus in St.Wolfgang auf, von wo er am 29. Dezember an
Lotte schreibt, er „habeamRomanweitergeschriebenundwerdebald
mitdemdrittenKapitel fertig“ (S.119).BeidiesemRomanhandelt es
sichumDieblaueStunde,130 denselbenRoman,vondemerbereits am
14. Oktober gemeldet hatte: „Wegen eines Romans in der ,Dame‘ und
derdaraus resultierendenKonsequenzenscheinendieVerhandlungen
recht aussichtsreich zu laufen“ (S.115). Bekanntlich wird dieser Roman
MitteApril 1941unterdemTitelMars imWiddergedrucktundknapp
vor seiner Auslieferung vom Oberkommando der Wehrmacht verbo-
ten. Die Chronologie der Entstehung des Romans muss hier nicht im
Einzelnenwiedergegebenwerden,siefindetsichbereits ineinigerDetail-
fülle inDieneunLebendesAlexanderLernet-Holenia.131 Lernet schreibt
seit 15. Dezember daran und wird das Manuskript seines vermutlich
meistdiskutierten Romans nach nur zwei Monaten am 15. Februar 1940
fertigstellen.
128 A.Lernet-Holenia: Mars imWidder, S.222.
129 „Sehr, sehr leid ist esmir freilichbeidemGedanken,dassDumich,wenn ich–wenn
überhaupt – so erst viel später zurückkäme, vergessen haben könntest“ (S.113); „[...]
ich habe immer Angst um dieses Wiedersehen, es beschäftigt mich fortwährend, und es
quältmichdieHoffnungunddieFreudeso sehr,wieeinennurHoffnungundFreude
quälenkann“ (S.115).
130 Nach dem von Wallmoden und Cuba im Buch geplanten Wiedersehen zur „blauen
Stunde“.
131 Rocˇek: DieneunLeben, S.227–233.
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik