Page - 44 - in Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny - Briefe 1938-1945
Image of the Page - 44 -
Text of the Page - 44 -
2 EinfĂŒhrung
(S.110), reicht UrlaubsantrÀge ein (S.112), bittet Lotte Sweceny immer
wiederumWarensendungen(Zigaretten,SĂŒĂwarenetc.)undbereitet
seine RĂŒckkehr nach Wien vor. Am 21. Oktober verbringt Lernet seinen
42. Geburtstag âin vollkommener körperlicher und geistiger RĂŒstigkeitâ
(S.118), bevorwenigeTage spĂ€ter seinRegimentdas âunselige[], ge-
schlagene[], zerschmetterte[]Polenâ128 verlĂ€sst.
Ende des Monats ist fĂŒr Lernet nach knapp zwei Monaten in Polen
dermilitÀrischeAspektdesZweitenWeltkriegsabgeschlossen.Am28.
meldet er sich in Wien im Hotel Imperial an, wo er â mit Unterbrechun-
genâbis Mitte Juni1940gemeldetbleibt (vgl. auchS.252,Anm. zur
Datierung).DieBefĂŒrchtungen,dieer inPolengehegthatte,129 haben
sich nicht erfĂŒllt: Er und Lotte Sweceny knĂŒpfen dort an, wo ihre junge
Beziehung Ende August unterbrochen worden war. Auf die Trennung
folgennunMonatederZweisamkeit inWienundSt.Wolfgang.
ĂberdieWeihnachts-undNeujahrstagehĂ€lt sichLernetâwiemeist
â in seinem Haus in St.Wolfgang auf, von wo er am 29. Dezember an
Lotte schreibt, er âhabeamRomanweitergeschriebenundwerdebald
mitdemdrittenKapitel fertigâ (S.119).BeidiesemRomanhandelt es
sichumDieblaueStunde,130 denselbenRoman,vondemerbereits am
14. Oktober gemeldet hatte: âWegen eines Romans in der ,Dameâ und
derdaraus resultierendenKonsequenzenscheinendieVerhandlungen
recht aussichtsreich zu laufenâ (S.115). Bekanntlich wird dieser Roman
MitteApril 1941unterdemTitelMars imWiddergedrucktundknapp
vor seiner Auslieferung vom Oberkommando der Wehrmacht verbo-
ten. Die Chronologie der Entstehung des Romans muss hier nicht im
Einzelnenwiedergegebenwerden,siefindetsichbereits ineinigerDetail-
fĂŒlle inDieneunLebendesAlexanderLernet-Holenia.131 Lernet schreibt
seit 15. Dezember daran und wird das Manuskript seines vermutlich
meistdiskutierten Romans nach nur zwei Monaten am 15. Februar 1940
fertigstellen.
128 A.Lernet-Holenia: Mars imWidder, S.222.
129 âSehr, sehr leid ist esmir freilichbeidemGedanken,dassDumich,wenn ichâwenn
ĂŒberhaupt â so erst viel spĂ€ter zurĂŒckkĂ€me, vergessen haben könntestâ (S.113); â[...]
ich habe immer Angst um dieses Wiedersehen, es beschÀftigt mich fortwÀhrend, und es
quÀltmichdieHoffnungunddieFreudeso sehr,wieeinennurHoffnungundFreude
quĂ€lenkannâ (S.115).
130 Nach dem von Wallmoden und Cuba im Buch geplanten Wiedersehen zur âblauen
Stundeâ.
131 RocËek: DieneunLeben, S.227â233.
44
Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Title
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Subtitle
- Briefe 1938-1945
- Author
- Christopher Dietz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 468
- Categories
- Weiteres Belletristik