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2 Einführung
unseres Freundes, über die Überraschungen, deren man sich bei
ihmimmergewärtig seinkann.265
In Lernets Werk begegnen sich, ähnlich wie in seiner Vita, Anti- und
Philosemitismusaufmitunter irritierendeArtundWeise.2004hatBernd
Hamacher sich eingehend mit dem Verhältnis von Lernets Werk zum
Judentum befasstund dabei eine lectio difficilior v.a.des Pilatus266 und
des Grafen von St.Germain vorgeschlagen, die ihn zu dem Schluss ge-
langen lässt, Lernet –dendervölkischeLiteraturkritikerAdolfBartels
als „Halbjuden“denunzierte267 –habe„literarischexperimentell [...]
in Form der Inkorporation des Judentums“ eine Verschmelzung der
österreichischen mit der jüdischen Identität gestaltet – mit durchaus
ambivalentem Ergebnis: „1. historisch-politische Selbstkritik als Abrech-
nungmitdemÖsterreichertum,2.ExkulpierungdurchRekursaufdie
Opferrolle und ineins damit 3. die Tradierung des schon bekannten
Krypto-Antisemitismus“.268
Zum heiklen Thema „Antisemitismus bei Lernet“ schreibt Daniela
Strigl in ihren zusammenfassenden Worten zur Dortmunder Lernet-
Holenia-Tagung2004:
Das im Raum stehende Gerücht, man habe Lernet des Antisemi-
tismus überführt, entpuppte sich als alterHut. Mit zunehmendem
AlterwarderDichter immer rabiatergeworden, seinAristokratie-
Komplex [...] wuchs sich zur Obsession aus. Lernet wütete gegen
die jungen Schreiberlinge von Handke bis Bernhard ebenso wie
gegen„dieSozialisten“und„dieHabsburger“undwurde,wieHilde
Spielberichtete, imprivatenKreisauchgegen„die Juden“ausfällig.
SeineBiographie spricht freilicheineandere Sprache,diemeisten
seiner engsten Mitstreiterund Freunde (und Freundinnen) waren
jüdischerAbstammung,nichtnurder indiesenDingenehergroß-
zügigeLeoPerutz, sondernauchFriedrichTorberg,der inSachen
AntisemitismuskeinenSpaßverstand.269
265 HildeSpiel:Brief anAlexanderHartwich (ÖLA,NachlassHildeSpiel, 15/91,Mappe2
[1960–1975]). o.O.24.Okt. 1969.
266 AlexanderLernet-Holenia:Pilatus. EinKomplex.Wien–Hamburg:PaulZsolnayVerlag
1967.
267 Vgl.BerndHamacher:AlexanderLernet-HoleniaunddasJudentum.In:HélèneBarrière/
ThomasEicher/ManfredMüller (Hrsg.):Schuld-Komplexe.DasWerkAlexanderLernet-
Holenias imNachkriegskontext.Oberhausen:AthenaVerlag2004,S.45–64,hierS.48,
aberauch schonRocˇek: DieneunLeben, S.212.
268 Hamacher: Schuld-Komplexe,S.60f.
269 Daniela Strigl: Eine Tagung, die weiter ging. Alexander Lernet-Holenia in Dortmund.
In: Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands 4 (2004), S. 59. Als
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik