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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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Jonathan Roberge und Robert Seyfert10 ser 1991: 95). Indes, es steckt durchaus noch mehr dahinter. Wir würden die Gelegenheit gerne dafür nutzen zu unterstreichen, dass die konkreten Entfal- tungsmodi der Algorithmen in ihren Formen der Wirksamkeit – in ihrem Tun – diese mit neuen und komplexen Bedeutungsdimensionen versorgen. Es geht hierbei also um Formen der Handlungsträgerschaft (agency) und Performativi- tät, welche die Algorithmen verkörpern. Freilich gibt es mittlerweile schon eine ganze Traditionslinie von Forschern, die sich innerhalb des praxeologischen Paradigmas im weitesten Sinne, den Algorithmen widmen. Zu nennen wären hier Lucas Introna (in diesem Band, 2016, 2011), Adrian Machenzie (2005), David Beer (2013) und Solon Barocas et al. (2013). In gewisser Weise schließen wir hier an, wenn wir Andrew Geoffeys überzeugende Einsicht in Erinnerung rufen, dass »Algorithmen produktiv tätig sind und dass ihrer Syntax eine Be- fehlsstruktur inhärent ist, die ihnen eben dies ermöglicht.« (Andrew Geoffeys 2008: 17) Eine mindestens ebenso treffend zugespitzte Einsicht liefert Donald MacKenzie, wenn er feststellt, dass es sich bei einem Algorithmus um eine Maschine und nicht um eine Kamera handelt (MacKenzie 2006). Nun ließe sich viel zu diesem Ansatz sagen, und es wird noch wichtig sein, zur rechten Zeit auf ihn zurückzukommen. An dieser Stelle genügt es zunächst festzuhal- ten, dass die Handlungsträgerschaft der Algorithmen, als etwas völlig anderes begriffen werden muss, als es der Begriff der ›Handlung‹ insinuiert, insofern dieser Unilinearität und Zielgerichtetheit impliziert. Es verhält sich gerade gegenteilig: Die Form der Handlungsträgerschaft der Algorithmen lässt sich am treffendsten als eine fraktale beschreiben. Eine Handlungsträgerschaft also, die zahlreiche Outputs aus multiplen Inputs produziert (Introna 2016: 24). Was sich in Bezug auf Algorithmen unter dem Begriff der ›Kontrolle‹ fas- sen lässt, ist tatsächlich sehr beschränkt – vor, während und nach dem Ope- rieren eines Algorithmus’ ist einfach zu viel vorausgesetzt und involviert. So muss man den eingangs angeführten temporalen und anthropologischen Ver- wobenheiten (entrenchments) der Algorithmen noch den Begriff der Selbst- verankerung (selfentrenchment) anfügen, um ersichtlich zu machen, dass ein Algorithmus mit zahlreichen anderen Algorithmen in undurchsichtigen und verschlungenen Netzwerken verflochten ist. Menschliche wie nicht-mensch- liche Einflussfaktoren sind entscheidend und können nur allzu leicht zu Fehl- anpassungen, unvorhersehbaren Ergebnissen und, wie wir später noch sehen werden, zum dramatischen Scheitern der Algorithmen führen. Es scheint fast so, als realisierten sich Algorithmen durch eben die Möglichkeit ›lost in trans- lation‹ zu sein. Das gilt nicht nur hinsichtlich ihrer Relationierung mit Ma- schinen, Codes, und vielleicht sogar mehr noch für deren Relationierungen auf der Ebene der Diskurse. Dieser Zwischenstatus kennzeichnet die gesamte Anwendbarkeit und Performativität, welche Algorithmen definieren. Algorith- men sind performativ per definitionem und performativ sein bedeutet, unter allen Umständen heterogen zu sein (Kitchin 2014: 14f.; Seaver 2014). Jene ver-
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Titel
Algorithmuskulturen
Untertitel
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Autor
Robert Seyfert
Herausgeber
Jonathan Roberge
Verlag
transcript Verlag
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
242
Schlagwörter
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Kategorie
Technik
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