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Austrian Law Journal, Band 1/2015
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ALJ 1/2015 Eigentumsschutz und Verkehrsschutz bei Kunstgegenständen 13 III. Gutgläubiger Eigentumserwerb bei Kunstgegenständen im österreichischen Sachenrecht A. Eigentumsschutz und Verkehrsschutz durch gutgläubigen Erwerb Die zentrale Ordnungsaufgabe der Regeln über den gutgläubigen Eigentumserwerb liegt darin, einen Ausgleich von Eigentumsschutz und Verkehrsschutz zu schaffen.70 Die für bewegliche Ge- genstände maßgeblichen Bestimmungen des ABGB finden sich in dessen §§ 367 und 368. Bei Kulturgegenständen werden die Eigentümerinteressen in bestimmten Konstellationen zusätzlich vom öffentlichen Recht gestärkt, vor allem durch das Kulturgüterrückgabegesetz71, das die Richt- linie 93/7 EWG72 umsetzt: Gem § 2 Abs 5 iVm §§ 9 und 12 Kulturgüterrückgabegesetz können die österreichischen Gerichte die Rückgabe eines Kulturguts an einen anderen ersuchenden Mit- gliedstaat anordnen, wenn sich das Gut in Österreich befindet und unrechtmäßig aus dem Hoheits- gebiet des ersuchenden Mitgliedstaates verbracht wurde.73 Die eigentumsrechtlichen Verhältnis- se werden durch das Kulturrückgabegesetz allerdings nicht berührt.74 Ein möglicher Herausga- beanspruch des Eigentümers eines gestohlenen Kulturgutes geht dem Rückgabeanspruch des ersuchenden Mitgliedstaates vor – kraft expliziter Regelung in § 15 Abs 1 des Kulturrückgabege- setzes. Das ABGB selbst beinhaltet wie die meisten Privatrechtssysteme Europas keine Sonderregelun- gen für Kunstgegenstände.75 Dagegen verstärkt übrigens der Draft Common Frame of Reference immerhin den Eigentumsschutz bei Kulturgütern, die von den Mitgliedstaaten als nationales Kulturgut von „künstlerischem, geschichtlichem oder archäologischem Wert“ verzeichnet wurden.76 B. Dogmatische Grundlagen des gutgläubigen Eigentumserwerbs §§ 367 und 368 ABGB helfen im Wesentlichen über das fehlende Eigentum des Veräußerers hin- weg.77 Das Eigentum kann etwa fehlen, wenn der Veräußerer Kunstwerke nur geliehen oder auch gestohlen hat; denkbar ist wegen des Titelerfordernisses für den Eigentumserwerb (§ 424 ABGB) ebenso, dass der Eigentumserwerb wegen Anfechtung (etwa aufgrund von Täuschung oder List) mit dinglicher Ex-tunc-Wirkung rückwirkend entfallen ist.78 Am Eigentum des Veräußerers kann 70 Eccher/Riss in Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger (Hrsg), Kurzkommentar zum ABGB4 (2014) § 367 Rz 1; Leupold in Fenyves/Kerschner/Vonkilch (Hrsg), Klang Kommentar zum ABGB³ (2011) § 367 Rz 3; Spielbüchler in Rummel (Hrsg), Kommentar zum Allgemeinen bügerlichen Gesetzbuch I3 (2000) § 367 Rz 1; Iro, Bürgerliches Recht IV: Sachenrecht5 (2013) Rz 6/45; Koziol – Welser/Kletečka, Grundriss des bürgerlichen Rechts I: Allgemeiner Teil, Sachenrecht, Fami- lienrecht14 (2014) Rz 1030 ff; Karner, Gutgläubiger Mobiliarerwerb 1 ff. 71 Kulturgüterrückgabegesetz, BGBl I 1998/67. 72 RL 1993/7/EWG des Rates vom 15. 3. 1993 über die Rückgabe von unrechtmäßig aus dem Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats verbrachten Kulturgütern, ABl L 1993/74, 74. 73 OGH 6 Ob 38/12z ecolex 2012/243 (609); Verschraegen in Rummel, ABGB II/63 § 31 IPRG Rz 46; PEL/Lurger, Faber, Acq. Own., Chapter 3, Article VIII. – 3:101, Notes, VII, 148; Karner, Gutgläubiger Mobiliarerwerb 46. 74 PEL/Lurger, Faber, Acq. Own., Chapter 3, Article VIII. – 3:101, Notes, VII, 148; Karner, Gutgläubiger Mobiliarerwerb 46 Fn 241. 75 PEL/Lurger, Faber, Acq. Own., Chapter 3, Article VIII. – 3:101, Notes, VII, 148. 76 Art VIII. – 3:101 paragraph (2) iVm Art VIII. – 4:102 paragraph (1) DCFR iVm Art 1 Abs 1 RL 93/7/EWG ABl L 1993/74, 74. Näher dazu PEL/Lurger, Faber, Acq. Own., Chapter 3, Article VIII. – 3:101, Comments, E, 39. 77 RIS-Justiz RS0010876; Eccher/Riss in KBB4 § 367 Rz 1, 5; Holzner in Kletečka/Schauer, ABGB-ON1.01 § 367 Rz 1; Leu- pold in Fenyves/Kerschner/Vonkilch, Klang ³ § 367 Rz 1; Spielbüchler in Rummel, ABGB I3 § 367 Rz 1; PEL/Lurger, Faber, Acq. Own., Chapter 3, Article VIII. – 3:101, Notes, I, 2; Iro, Sachenrecht5 Rz 6/45; Koziol – Welser/Kletečka, Bürgerli- ches Recht I14 Rz 1029 ff, 1033. 78 Eccher/Riss in KBB4 § 424 Rz 3; Mader in Kletečka/Schauer, ABGB-ON1.02 § 424 Rz 6; Spielbüchler in Rummel, ABGB I3 § 424 Rz 6; Iro, Sachenrecht5 Rz 6/37; Koziol – Welser/Kletečka, Bürgerliches Recht I14 Rz 1018.
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Austrian Law Journal Band 1/2015
Titel
Austrian Law Journal
Band
1/2015
Autor
Karl-Franzens-Universität Graz
Herausgeber
Brigitta Lurger
Elisabeth Staudegger
Stefan Storr
Ort
Graz
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
19.1 x 27.5 cm
Seiten
188
Schlagwörter
Recht, Gesetz, Rechtswissenschaft, Jurisprudenz
Kategorien
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