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Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen
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ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG 22 wird es sich um die Frage handeln, ob Du bei Deinen Beschäftigungen das lei- denschaftliche Übermaß vermeiden kannst, an dem Du bisher gescheitert bist. Du nimmst jetzt die Rechte eines großen Mädchens in Anspruch – im vorher- gehenden Brief hatte Anna erzählt, dass sie jetzt, wo sie doch schon groß sei, seine Bücher lese –, die ich Dir sehr gerne einräume. Dann wirst Du aber aus den Büchern, die Du liest, verstanden haben, daß Du darum so übereifrig, unruhig und unzufrieden warst, weil Du wie ein Kind vor manchen Dingen davongelaufen bist, vor denen sich das erwachsene Mädchen nicht schrecken darf. Wir werden die Änderung daran erkennen, daß Du Dich nicht mehr aske- tisch von den Zerstreuungen Deines Alters zurückziehst, sondern das gerne tun willst, was anderen Mädchen Vergnügen macht. Es bleibt daneben Raum genug für ernste Interessen. Wenn man aber zu ehrgeizig, zu empfindlich ist und einem Stück des Lebens und seiner eigenen Natur fremd bleiben will, fin- det man sich auch in dem gestört, worauf man sich werfen möchte.55 Annas Desinteresse an Männern als Objekte ihres Begehrens, ihre Gebundenheit an ihn und ihre Libido, die sich in einem Schlupfwinkel verkrochen habe, wie er einmal an Lou Andreas-Salomé schreibt,56 wird Freud in den Briefen an verschiedenste Vertraute über viele Jahre hinweg immer wieder erwäh- nen 57 – Dem Versuch, Annas ›Backfischleben‹ auf die Sprünge zu helfen, indem er vor der Störung auch der geistigen Interessen durch zu extremen Rückzug aus dem Sozialen warnt, fügt Freud auch ein Stück Psychoanalyse hinzu, das eine seit längerem bestehende Hysterie-Hypothese seinerseits bestätigt: Du weißt doch, Du bist ein bißchen närrisch. Ich verfolge Dich schon lange so und hoffe immer, daß Deine Einsicht es gut überwinden wird. Mir war es nicht zweifelhaft, daß Du die Rückenschmerzen direkt beim Sticken bekom- men hast, wie Du das Hochzeitsgeschenk für Sophie mit geteilten Gefühlen fertig machen wolltest. Jetzt ist Dir plötzlich wieder schlecht geworden, und soviel ich ahnen kann, hängt es mit Max’ Anwesenheit in Wien, mit dem ver- sprochenen (oder abgesagten?) Besuch auf der Hochzeitsreise bei Dir zusam- men. Die uralte Eifersucht auf Sophie, an der Du, wie ich weiß, selbst nicht 55 SF-AF, S 103 f , Brief v 2 Februar 1913 56 Zit. in Gay, Freud, S. 495. Die Passage wurde im v. Herausgeber E. Pfeiffer stark gekürzten Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und Lou Andreas-Salomé nicht ediert 57 Zusammengefasst bei Gay, Freud, S. 491 ff.
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Anna Freud Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anna Freud
Untertitel
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Herausgeber
Brigitte Spreitzer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79497-4
Abmessungen
13.5 x 21.0 cm
Seiten
144
Schlagwörter
Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
Kategorien
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