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Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen
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ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG 52 sich an der Tiefe drinnen ausgiebt, findet sich die künstlerische Phantasie einen andersartigen Pfad in eine andersartige ›Realität‹, auch wenn die be- sondere Art des künstlerischen Formdranges (…) weit eher der Objektivi- tät der Traumdinge oder der psychotischen Wahnbilder entspricht als dem normalen infantilen Weg in’s sich entwickelnde Bewußtsein.211 Tagträume bleiben ›werkfern‹, so Lou, ihre fast unsymbolisierte Wunschhaftigkeit be- tonend212, obgleich das in ihnen herumgeisternde produktive Element213 genuin schöpferisch ist und zum Kunstwerk führen könnte. Ganz expli- zit Annas ›schöne Geschichten‹, diese Langschläfer, könnten aufwachen und sich literarisieren, wenn sie erst entwöhnt würden, d. h. sobald irgend welche allzu persönlichste Konnexe aufhören, in denen sie noch zu ihr selbst stecken.214 Annas schöpferisches Potential hält Lou für etwas, das, falls stark genug, sozusagen die Analyse hätte unnötig machen können; dies tat es aber nicht, und als es so sehr lang dauerte mit dem gleichsam nicht vor- noch rückwärts Gehen davon, sagte sie sich manchmal: vielleicht ist das kein Weg.215 – Was hemmt, ist aber vielleicht nicht, oder nicht nur die mangelnde Stärke der Kreativität, wie Lou meint Vielmehr scheint, wie bereits angedeutet, Freud selbst den Schreibversuchen der Tochter im Wege zu stehen In ihren Briefen an ihn erwähnt Anna ihre laufende lite- rarische Arbeit durchaus,216 und es ist unwahrscheinlich, dass er von den Gedichten, die sie während der Analyse schrieb, nichts gewusst hat In den Briefen an Anna reagiert er auf das Thema nie; den Briefen zwischen Anna und Lou lässt sich eine Art Verzögerungs- und Ablenkungstaktik entnehmen: Nach der Rückkehr von ihrem Besuch bei Lou im Frühjahr 1922 beispielsweise – bevor sie ihren Antrittsvortrag hielt – wollte sie gleich auf eine Geschichte losgehen und sie aufschreiben, aber Papa hat gefunden, sie solle sie lieber lassen und an ihren Vortrag denken 217 Auf das Romanprojekt »Heinrich Mühsam« wirkt er auch nicht gerade beflü- gelnd ein: Papa würde, glaube ich, finden, es ist sehr überflüssig und scha- 211 LAS-AF, I, S 97 212 LAS-AF, I, S 329 213 LAS-AF, I, S 327 214 LAS-AF, I, S 277 215 LAS-AF, I, S 327 216 erstmals 1919; SF-AF, S 235, S 244, S 265, S 304 217 LAS-AF, I, S 47
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Anna Freud Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anna Freud
Untertitel
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Herausgeber
Brigitte Spreitzer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79497-4
Abmessungen
13.5 x 21.0 cm
Seiten
144
Schlagwörter
Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
Kategorien
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