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Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen
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ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG 68 es nicht die Frau gewesen ist, die den Vater totgeschlagen hat« Und hier legt sie dar: Das weibliche Geschlecht fällt gleichsam nicht ganz heraus aus der Vaterliebe (…) In Freuds Terminologie hieße das: im Weibe muß der In- zestwunsch nicht ganz so total überwunden sein wie im Manne (…). Wohl überschätzt auch das Weib seine Vater-Imago, ja restloser noch als der Mann, aber es geschieht zwiespaltloser. (…) Wettkampf um Rechte, (…) Gleich- heitssucht bedeutet für die Frau Selbstentfremdung, kurz: daß sie den Va- ter totzuschlagen beginnt.305 Um Anna ›Zwiespaltlosigkeit‹ zu attestieren, müsste man sich glatt die Augen zubinden … In der Zeit von Freuds erster Operation schreibt Lou an Anna: Dein enges Um-den-Vatersein erhält je- denfalls jetzt besondere Wichtigkeit; wenn irgend Jemand, so hast Du jetzt eine Mission zu erfüllen. Da nun doch Deine Tante nicht zuverlässig gesund sein kann, so muß Gastein Dir zufallen; ich würde an Deiner Stelle ein bischen drum kämpfen (mir fällt wunderlicherweise eine Stelle aus der Bibel ein (…): »– – daß Niemand Deine Krone raube«).306 Als Anna die Rolle der Begleiterin Freuds in seiner Krebserkrankung klar übernommen hatte, bekam sie von Lou zu hören: Immer denk ich jetzt so: Dein ganzes Leben und Sein ist nun aufgegangen (– auf in dem Sinn von: »aufblühen«! trotz allem und allem Blüte!) weil Du dich in ungeheurer und heiliger Notwendigkeit für den teu- ersten der Menschen fühlst; alles Vorherige, wieviel innerlich Nötigstes es auch war, war doch nichts gegen dieses Einander-nötigseins. Ich stelle mir immer wieder vor: nun erst ist es das ganz Große, in sich Vollkommene ge- worden.307 Freud hatte sich gründlich verrechnet, als er Lou ins Boot holte, um Anna (ja auch nicht ohne Ambivalenzen) ein bisschen von sich wegzu- bringen … Aus einem Brief im Dezember 1924 geht hervor, dass Lous Idee für Anna immer das Zuhause-Bleiben gewesen war: Du weißt ja sicher, was von allem, das Du mir gesagt hast, mir der allerliebste und allerwichtigste Gedanke geworden ist. Gerade bei jedem Geburtstag muß ich neu daran denken, daß ich es ohne Dich vielleicht nie herausgefunden hätte, sondern mich von denen hätte in Unsicherheit bringen lassen, die mich aus lauter Zukunftsangst um mich am liebsten von hier weggeschickt hätten.308 Dabei 305 LAS, Was daraus folgt, S 239 u S 241 306 LAS-AF, I, S 182 307 LAS-AF, I, S 232 308 LAS-AF, I, S 384 f
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Anna Freud Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anna Freud
Untertitel
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Herausgeber
Brigitte Spreitzer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79497-4
Abmessungen
13.5 x 21.0 cm
Seiten
144
Schlagwörter
Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
Kategorien
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