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ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG
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rin des Namens jener Hündin, die Freud über den frühen Tod seiner ers-
ten Chow-Hündin hinwegtröstete374 – sollte nach Dorothy Burlinghams
Tod am 19 November 1979 »helfen, dass das Haus nicht so leer ist«, wie
Anna im Jahr darauf schreibt 375 Auch wenn ihre Autorschaft bei diesem
Text vielleicht nur ideell war,376 steht »The Story of Yo-fie«, diese kleine
Geschichte für Kinder, doch für eine Synthese all jener Facetten und
Entwicklungslinien, die hier nachgezeichnet wurden: das Erfinden einer
»schönen Geschichte« zum Selbsttrost; ein freundlich erzieherischer An-
klang, dem pädagogisch-psychoanalytischen Zugang entsprechend, den
Anna Freud als Kindertherapeutin entwickelte; die Sympathie für die
spielerische Seite animalischer Aggression, besonders des Hundes als
Gefährte des Menschen und darin die Verbindung zum Vater; der Einsatz
der poetischen Begabung zum Gelegenheitsdichten – »The Story of Yo-
fie« kann man kleinen Kindern zum Einschlafen erzählen oder vorlesen.
Anna Freud ist keine Dichterin geworden Immer aber war es die
Schönheit ihrer Sprache, die ihren Lesern und Hörern auffiel. »Die Arbeit
von Anna Freud zeichnet sich durch eine klare Sprache, eine besonde-
re Feinheit in der Formulierung und durch gute Verständlichkeit« aus,377
heißt es etwa in der Rezension ihrer ersten größeren Publikation zur
Technik der Kinderanalyse. Als sie 1929 einen Vortrag zur Eröffnung des
Frankfurter Psychoanalytischen Instituts hält, schreibt die »Frankfurter
Zeitung«: »Anna Freud sprach (…) zum erstenmal vor einer breiten Öf-
fentlichkeit Ihre Vortragsweise ist von so vollkommener Schlichtheit und
Klarheit und bei aller Sachlichkeit so fern von rhetorischer Prätention,
daß, sie zu hören einen ästhetischen Genuß bedeutete: geistige Anmut,
die ohne Mühe zu fesseln vermochte.«378 In der Einleitung zur zehnbän-
digen Werkausgabe beschreibt I. Grubrich-Simitis das »feine Gehör für
die deutsche Sprache«, das sie in der persönlichen Zusammenarbeit mit
Anna Freud besonders beeindruckt hat 379 Nicht weniger Bewunderung
374 SF-AF, S 516, Anm 2
375 Zit nach Young-Bruehl, Anna Freud, II, S 335
376 Nr. 65, Anm g u i
377 Meng [Rez.], Anna Freud: Einführung in die Technik der Kinderanalyse, S. 279.
378 Zit nach Peters, S 183
379 Grubrich-Simitis, Einige Erinnerungen, S xxxVIII f
Anna Freud
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Anna Freud
- Untertitel
- Gedichte – Prosa – Übersetzungen
- Herausgeber
- Brigitte Spreitzer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 13.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 144
- Schlagwörter
- Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
- Kategorien
- Weiteres Belletristik