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Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen
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ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG 85 nicht Identität – Viel leichter im Ton als die Byron- und Kipling-Texte sind Herbert Jones’ Gedichte; Naturimpressionen, Liebesgedichte, scherzhaft zuweilen, erotisch auch Wie sehr sie ihr gefallen, besonders die neuen, schreibt sie 1920 an den Bruder Ernst 398 Die erhaltenen Prosawerke – zum Großteil entstanden zwischen 1919 und 1922 – erwecken in ihrer Kürze und den offenen Schlüssen zunächst den Eindruck des Unfertigen Dies sind sie insofern, als Anna Freud sie zumeist als Teile größerer Projekte konzipiert hat Mit Ausnahme von Nr. 61, einem offensichtlichen Konzept, erscheinen sie jedoch bei nähe- rer Betrachtung als in sich geschlossene Texte Es handelt sich zum einen um kurze, von Anna Freud so bezeichnete ›Geschichten‹, die in einem Fall als Wechselgespräch, dann als monologische Ansprachen an ein nicht greifbares, oft als ›mein Freund‹ apostrophiertes Du gestaltet sind. Die ›Sterbegeschichte‹399, in der Form, wie sie sie an den Bruder Ernst schickt, wechselt vom Ich-Monolog an ein Du zur Er-Erzählung, also von der In- nen- zur Außenperspektive Sie erscheint dadurch narrativer – ebenso wie ein vermutlich 1922, also später entstandenes Fragment400 und die einzi- ge erhaltene Szene aus dem Roman »Heinrich Mühsam«. Zum anderen handelt es sich um Kürzestprosa, deren Miniaturform Anna Freud noch dadurch betonte, dass sie die Blätter, auf die sie sie mit Schreibmaschine oder auch mit Hand schrieb, auf die Größe des jeweiligen Textes zuschnitt Das ›Verkleinern‹ und ›Zusammendrängen‹ erwähnt sie auch als charakte- ristisch für den Schreibprozess am »Heinrich Mühsam«.401 Minimalprosa nennt die Literaturwissenschaft diese neue Textsorte, die mit wenigen Vorläufern in dieser Form erst um 1900 auftaucht 402 Dass sich umfangrei- chere Prosawerke aus Kurzprosastücken zusammensetzen, wie es Anna Freud teilweise geplant zu haben scheint, kennt die deutsche Literatur aus Rilkes 1910 erschienenem Roman »Malte Laurids Brigge« 403 Das Er- 398 FML, Briefe Anna Freud – Ernst Freud, 1919-1970, Brief v 12 III 1920 399 Nr. 38 400 Nr. 61 401 LAS-AF, I, S 85 402 Baßler, Kurzprosa, S 373 403 Baßler, Kurzprosa, S 373
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Anna Freud Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anna Freud
Untertitel
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Herausgeber
Brigitte Spreitzer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79497-4
Abmessungen
13.5 x 21.0 cm
Seiten
144
Schlagwörter
Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
Kategorien
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