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2 IslamophobiaStudies 25
cherBetroffenerAusdruckverlieh,FormenderDiskriminierungundAbwer-
tungvonMuslimInnen spezifischzubenennenundaneinebreitereÖffent-
lichkeit zubringen.NebendiesemFaktordes richtigenTimings erleichterte
auchdieFormdesBerichtsdiebreiteRezeption.Erwurdevonprofessionel-
len JournalistInnen in zugänglicher Sprache verfasst, richtete sich nicht in
ersterLinie anAkademikerInnenundwargrafischansprechendaufbereitet.
WissenschafterInnenwiederumbotererstmals eineexpliziteDefinitiondes
PhänomensIslamophobie,die sichalshöchsteinflussreicherweisensollte.
Dreh-undAngelpunktdieserDefinition istdie »keydistinctionbetween
closedviewsofIslamontheonehandandopenviewsontheother«(ebd.,Herv.
i.O.). Islamophobie, verstandenals »unfoundedprejudice andhostility« ge-
genüberdemIslam, liegedemnachein»geschlossenes« Islambildzugrunde.
Diesesunterteilt derBericht inachtDimensionen.Eingeschlossenes Islam-
bild bedeutet demnach, dass der Islamals (1.) »monolithisch und statisch«,
(2.) »separatundanders«, (3.) »minderwertig«, (4.) »gewalttätigundaggres-
siv«bzw. (5.) »manipulativ«gesehenwerde; zudemwürden (6.)muslimische
Kritiken »desWestens« als nicht diskussionswürdig verworfen, (7.) rassisti-
scheDiskriminierungvonMuslimInnengeleugnet oder verteidigt sowie (8.)
antimuslimische Diskurse als unproblematisch gesehen (Runnymede Trust
1997:4-11).DieseDimensionenwerdenimRunnymedeReportausgeführtund
alsüberlappendsowieeinanderwechselseitigverstärkendbeschrieben.
DieimRunnymedeReportentwickelteDefinitionvonIslamophobiewur-
devonBeginnankontroversdiskutiert–indermedialenÖffentlichkeit,von
VertreterInnenmuslimischerCommunitiesundinderWissenschaft.Einfrü-
herEinwandkamvondembritischenPolitikwissenschaftlerFredHalliday.Er
identifiziertedreiProblemedesKonzepts.Erstens richtetensichdiePhäno-
mene, diemit demBegriff Islamophobie gefasst wurden, nicht gegen den
IslamalsReligion, sonderngegenMuslimInnenalsPersonen–ergowärees
angemessener, von »anti-Muslimism« zu sprechen. Zweitens berge der Be-
griff dieGefahr, dass religiöse AkteurInnenundOrganisationen sich gegen
säkulareKritikimmunisierten.UnddrittensberuhedasKonzeptaufderpro-
blematischenAnnahme»that there is one Islam: that there is somethingout
there against which the phobia can be directed (Halliday 1999: 898). Insbe-
sondereder dritteKritikpunkt erweist sich als stichhaltig.Denn tatsächlich
legt die binäre Struktur der Runnymede-Definition nahe, dass es nicht nur
›den Islam‹als klarumgrenzteEntität gibt, sondernaucheinekorrekte, von
VorurteilenfreieSichtweiseaufebendiesen.Diese›korrekte‹Sichtweise–die
›open views‹ imGegenteil zu den islamophoben ›closed views‹–wird dann
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik