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2 IslamophobiaStudies 53
bzw. ›Islam‹subjektivverarbeitetwerden« (Attia2009:95).Attiakommtzum
Schluss,dass indenvon ihruntersuchtenAlltagsdiskurseneine»Essenziali-
sierungvon›westlicher‹versus ›islamischerKultur‹«reproduziertwerde,wo-
bei die Befragten bewusst oder unbewusst »auf eine lange und ausgepräg-
te kulturelle Tradition« anti-islamischer Stereotypenzurückgreifenkönnten
(Attia2009: 147).Dabeihandleessichnichteinfachum»falschesWissenund
falsche Bilder« (Attia 2009: 108), die durch adäquate, nicht-stereotypeDar-
stellungenoderkonkreteErfahrungenkorrigiertwerdenkönnten.Tatsächlich
berichtete einGroßteil derBefragtenvonErfahrungen,diedenStereotypen
widersprachen.Diese »tragen jedoch nicht zur Reflexion bei, sondernwer-
denderartumgearbeitet,dassdieeigenenErfahrungenzuGunstenderSte-
reotypeindividualisiertwerden,umdieseletztlichzubestätigen«(Attia2009:
148).StattalsVorurteilverstehtAttiadasvonihruntersuchtePhänomen–das
sie inbewussterAbgrenzungzumBegriffder Islamophobiealsantimuslimi-
schenRassismusbezeichnet (Attia2015)–alsdiskursiveFormderLegitimie-
rungbestehenderMachtverhältnisse.Diese Prozessewürden vonSubjekten
als Teil vonAlltagsdiskursen reproduziert, abermeist nicht reflektiert. Ihre
Selbstwahrnehmung als nicht-diskriminierendoder nicht-rassistischwerde
dadurchnicht irritiert.WirwerdeninKapitel 3.4ausführlichaufAttiasKon-
zeptionvonantimuslimischemRassismuszurückkommen.
EinähnlichesPhänomenbeschreibtNoelClycq inBelgien.Er führtebio-
graphischorientierteInterviewszumThemaRassismusundDiskriminierung
inFlanderndurch.Clycqbemerkte,dassdieRespondentInnen–Elternteile,
dievonErfahrungenmit ihrenKindernundinsbesondereanSchulenberich-
teten – sich häufig explizit als tolerant und offen positionierten und etwa
angaben,dass sie ein rassistischesVerhalten ihresKindesnicht akzeptieren
würden.Zugleichäußertensiesich jedochselbstnegativundabwertend,so-
bald der Bezug auf ›Andere‹ nichtmehr ethnisch, sondern religiös begrün-
detwurde.WährendsieDiskriminierungvon›MarokkanerInnen‹oder›TürkIn-
nen‹ verurteilten, äußerten sie sich verständnisvoll für dieDiskriminierung
von ›MuslimInnen‹.Dieswurde besonders deutlich,wenn es umdie bevor-
zugte PartnerInnenwahl ihrer Kinder ging. Clycq folgert daraus, dass
»[t]odisapproveof the religiousother is felt to beof adifferentnature than
to disapprove of the ethnic other.The other is excluded and the self is still
nonracist–awinningcombination?”(Clycq2017: 728).Er interpretiertdieses
Phänomen als »avoiding stigma«: Rassismus sei gesellschaftlich tabuisiert,
trotzdembestündenweiterhin»deeprootednegativefeelingsandperceptions
towards ›the other‹« (Clycq 2017: 721). Religiöse Identitäten gälten als legiti-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik