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3 AntimuslimischerRassismusalsanalytischesKonzept 81
stellt dazu fest, dass für die »vermeintliche Inferiorität des Islams und der
Muslime« Argumentationsfiguren und Topoi aus unterschiedlichsten geo-
grafischenKontextenundhistorischenEpochenzusammengezogenwerden,
die von den Kreuzzügen bis zur gegenwärtigenMigrationspolitik reichen:
»Im antimuslimischen Rassismus der Gegenwart fließen deshalb verschie-
dene Wahrnehmungstraditionen zusammen, die die Gleichzeitigkeit von
zugeschriebenerUnterlegenheitundÜbermachtbedingen« (Shooman2014a:
45). Diese Hinweise sind nicht zuletzt ein wichtiger Einwand gegen jene
Teile der Islamophobieforschung,die antimuslimischePhänomene imKern
als religiös begründet begreifen. So betont ImanAttia, dass der Begriff des
antimuslimischenRassismusgeradediemultiplenBedeutungsdimensionen
sichtbarmachenwill, die sich in der Figur des/dermuslimischen Anderen
überkreuzen:
»Esgehtmirdarumzusagen,dasses[imantimuslimischenRassismus,Anm.
B.O.] eigentlichnichtumdieReligiongeht, sondernesgehtumEinwande-
rungspolitik, umAsylpolitik, esgehtumKolonialismus,umPostkolonialis-
mus,esgehtumNationalsozialismus,Postnazismus.EsisteineSchnittstelle
vonganzvielenDiskursen,Erfahrungen,Geschichten,dieebendarinkulmi-
nieren,dassMenschenalsMuslim_innenadressiertwerden«(Attia2015:21).
Dafürmüssenwirauchherausarbeiten,wiediebehaupteteUngleichheitder
AnderenunddieÜberlegenheitdesEigenenbegründetwird.Denninrassis-
tischenDiskursenkulminierennicht bloßverschiedeneThemen, siewerden
auchimmeraufeinespezifischeWeiseangeordnet,umUngleichbehandlung,
AusschlussoderGewaltunterVerweisaufeinWissenhöhererOrdnungzule-
gitimieren.DieUngleichheitundUngleichwertigkeitderAnderenwurdehis-
torischunteranderemimRegisterderNaturwissenschaftvorgebracht,theo-
logischbegründet, imNamenderÄsthetik oderdesFortschritts legitimiert.
KritischeRassismusanalysemuss also auch danach fragenmuss, imNamen
welchenWissenshöhererOrdnungrassistischeVeranderungstattfindet. ›Wissenhö-
hererOrdnung‹meinthierWissensformen,dieeinenüberindividuellenGel-
tungsanspruch formulierenunddarauf abzielen, als Allgemeines zu gelten.
Dadurch lässt sich Rassismus auch von anderen Formen kollektiver Abnei-
gungunterscheiden.Wenn ichalsFandesVereinsRapidWienetwaAntipa-
thiengegenAnhängerInnendes rivalisierendenFußballvereinsAustriaWien
hege,kanndasdurchausidentitätsstiftendeDimensionenannehmenundmit
ProzessenderDichotomisierungundHierarchisierungeinhergehen.Solange
ichmichdabeinichtaufeinWissenhöhererOrdnungbezieheundAustriane-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik