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130 ImNamenderEmanzipation
ver intellektuellerTätigkeit« (GH: 1500). Jedoch,unddieseEinschränkungist
entscheidend:»nichtalleMenschenhabeninderGesellschaftdieFunktionvon
Intellektuellen« (ebd.,Herv.B.O.).DieseFunktion ist imKernorganisatorisch:
»Unter Intellektuellen muss man nicht nur die gemeinhin unter dieser
BezeichnungbegriffenenSchichtenverstehen,sondernimallgemeinendie
ganzeGesellschaftsschicht,dieorganisierendeFunktionenimweitemSinne
sowohlaufdemGebietderProduktionalsauchaufdemderKulturundauf
dempolitisch-administrativenGebietausübt«(GH:1975).
›Die Intellektuellen‹bezeichnetdamitnichtwenigeralsall jeneSubjekte,die
in denKampf umHegemonie eintreten. Jeder und jede, die für sich inAn-
spruchnimmt,anderezuüberzeugen,sichinAuseinandersetzungenumFra-
genderMoral,derPolitikoderderLebensführungeinbringtunddies inor-
ganischerVerbindungmiteinerwesentlichen›gesellschaftlichenGruppe‹tut,
übt die Funktion eines oder einer Intellektuellen aus. Gramsci ist sich be-
wusst:»DieseProblemstellungführt imErgebniszueinererheblichenErwei-
terungdesBegriffs der Intellektuellen, dochnur so ist esmöglich, zu einer
konkretenAnnäherungandieWirklichkeitzukommen«(GH:1502).Dazuge-
hört auch, Intellektuelle inHinblick auf ihrenWirkungsgradund ihreRolle
inderAusarbeitungvonFührungsangebotenzudifferenzieren:
»InderTatmussdieintellektuelleTätigkeitauchvoninnenherinStufenun-
terschiedenwerden,Stufen,dieinihrenextrementgegengesetztenMomen-
teneinenregelrechtenqualitativenUnterschiedausmachen:aufdiehöchs-
teStufewärendieSchöpferderverschiedenenWissenschaften,derPhiloso-
phie, derKunstusw. zu stellen; aufdieniedrigstediebescheidensten ›Ver-
walter‹undPopularisatorendesbereitsvorhandenen, traditionellen,ange-
häuftenintellektuellenReichtums«(GH:1502-3).
Gemein ist ihnen, dass sie in unterschiedlichen Rollen »die organisierende
FunktiondergesellschaftlichenHegemonie«übernehmen(GH:1502).Dasbe-
deutet auch, dassMacht nicht im Staat (im Sinne der ›politischen Gesell-
schaft‹) konzentriert ist, sondern in einemkomplex verästelten Systemvon
›Führen‹und›Geführt-Werden‹zirkuliert,dasdiegesamteGesellschaft–den
»integralenStaat«–umfasst (Green2011b: 71).
Wennwir diese Konzeptionmit den bisher vorgestellten Dimensionen
vonHegemonieundAlltagsverstandverknüpfen,wirddeutlich,dassdenIn-
tellektuelleneineentscheidendeRolle fürdieUntersuchungrassistischerAb-
wertungzukommt.Zufragenistdann,welchenAkteurInnenineinergegebe-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik