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164 ImNamenderEmanzipation
dersetzung um die Bedeutung des ›Anderen‹ sind also eine ganze Reihe
gesellschaftlicher Konflikte eingeschrieben. Der Rassismus bearbeitet und
›löst‹ diese symbolisch, indem er einemanichäische Differenz konstruiert,
inderdiekomplexen,unüberschaubarenundbeängstigendenWidersprüche
in ein simples Schema von ›Wir‹ und ›Sie‹, ›gut‹ und ›schlecht‹ überführt
werden.
Die hegemonietheoretische Rassismusanalyse geht vor diesemHinter-
grunddavonaus,dassRassismus (1.) eine »Formder sozialenAuseinander-
setzung« (Demirović/Bojadžijev 2002: 25) ist, indergesellschaftlicheWider-
sprüche bearbeitetwerden.1Erhat (2.) eine gemeinschaftsstiftendeFunkti-
on,dieTeile derGesellschaft als »rassistischeGemeinschaft« (Balibar 1992b:
24) oder auch als »vorgestelltemoralischeGemeinschaft« (Morgan/Poynting
2012: 6) in Hegemonieverhältnisse integriert. Er gewinnt seine Effektivität
(3.) aus der Ausarbeitung ideologischer Formen, diemit existierenden Ele-
mentendesAlltagsverstandsartikuliertwerdenkönnenundwird(4.)bewusst
undunbewusstvonAkteurInnenproduziert,reproduziertundverbreitet,die
imFeld der Zivilgesellschaft die funktionale Rolle ›organischer Intellektuel-
ler‹ einnehmen.Dieser theoretisch-methodologischeRahmenwird nun zur
UntersuchungdeskonkretenForschungsgegenstandseingesetzt:Formendes
antimuslimischenRassismusinÖsterreich,die imNamenderEmanzipation
artikuliertwerden.DafürsollzunächstdasmethodischeVorgehenderStudie
beschriebenwerden.
5.1 ZurMethodikderStudie
UmdiegesellschaftlichenKonflikte,WidersprücheundKrisenzuidentifizie-
ren,die inderKonstruktiondes/dermuslimischenAnderenverhandeltwer-
den,istesnotwendig,Methodeneinzusetzen,dieaufdieRekonstruktionsub-
1 WielandElfferding (2000: 43) fasst diese FunktiondesRassismusprägnant zusammen:
Rassismus sei einMittel, »Widersprüche inandereWidersprüchezuübersetzen".Robert
Mileswillaufähnlicheshinaus,wennerargumentiert,dassRassismus»praktischadäquat«
sei: Er lieferekausaleundkonsistenteErklärungen fürwahrgenommeneProbleme. »An-
ders gesagt, die rassistische Ideologie kannbeschreibenunderklären,wie der Lauf der
Welterfahrenwird.WeilderRassismuspraktischadäquat ist, variiert zumindesteinTeil
seiner InhaltemitderKlassenzugehörigkeitseinerVertreter,denndieArtundWeise,wie
dieWelterfahrenwird,unddiedarausentstehendenProblemeunterscheidensichjenach
Klassenzugehörigkeit« (Miles2000:25).
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik