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7 VonderRassismusanalysezurKonjunkturanalyse 277
save ›Muslim‹women?« (Petzen2012: 110)–diehinterdierassismustheoreti-
scheKritikdes Instrumentalismuszurückfällt.
Der vonSaraFarris geprägteBegriff desFemonationalismus schließt an
Puars»Homonationalismus«an(Farris2011: 322,2012: 187).Farrisentwickelt
dieThesejedochineinemanderentheoretischenRegister.IhrAnspruchistes,
»dieverschiedenenVersuche,›Gender‹ indenaktuellenDebattenüberdieIn-
tegrationvonMigrantenundMigrantinnen,insbesonderevonMuslimenund
Muslimaszuverwenden,auseiner›politökonomischen‹Perspektivezuanaly-
sieren« (Farris2011: 322).Dafürgreift sieaufeinkonzeptionelles Instrumen-
tarium zurück, das imRahmen einesmaterialistischen, anMarx anschlie-
ßendenundFragendermateriellenReproduktioninsZentrumstellendenFe-
minismusentwickeltwurde.FemonationalismusbezeichnetbeiFarris »[t]he
mobilization,orrather instrumentalization,of thenotionofwomen’sequali-
tybothbynationalistandxenophobicpartiesandbyneoliberalgovernments«
(Farris2012: 185), insbesonderedurchdenEinsatzantimuslimischerKampa-
gnen.4ZweiForschungsfragen liegenderFemonationalismus-Thesezugrun-
de:
»(a)Why is it that ›genderequality‹, rather thananotherweapon fromthe
Western arsenal of universal values, is sowidelymobilized against Islam?
and (b) Is there something specific towomen,particularly tonon-Western
women,andmoreprecisely, something specific to theirpolitical-economic
roleinthecurrentconjuncture,whichcouldexplainwhythey,asopposedto
non-Westernmen,havebeentargetedbyfemonationalistdiscourses?«(Far-
ris2012:188)
Farris leitet ihre Antworten darauf aus der strukturellen Position ab, die
migrantischen, muslimischen Frauen innerhalb der (west-)europäischen
Arbeitsteilung zugewiesen wird. Knapp zusammengefasst lautet ihr Argu-
ment: Während männliche Migranten als »industrielle Reservearmee« im
Marx’schenSinnealsKonkurrenzumknappeArbeitsplätzewahrgenommen
werden, übernehmen weibliche migrantische Arbeiterinnen überwiegend
Reproduktions-undSorgearbeitenimDienstleistungssektorsowie imHaus-
halt.Als Putzfrauen,Nannys oderPflegehilfen sind sie Teil globaler »Sorge-
4 Ineinerspäteren,ausführlichenAusarbeitungdesKonzeptsdistanziertsichFarrisvomBe-
griffder»Instrumentalisierung«ebensowievonjenemder»Kollusion«undsprichtstatt-
dessenvoneiner»Konvergenz«zwischenfeministischenundnationalistischenProjekten
(Farris2017:6-10).
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik