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7 VonderRassismusanalysezurKonjunkturanalyse 307
schereligiöseLebeninÖsterreichdarstelltundumdiewiederholtenAnläufe
zur Einschränkung islamischer Bekleidungspraxen. MeineThese ist, dass
Diskurselemente des historizistischen antimuslimischen Rassismus hier
einenKomplexbilden,den ichanti-säkularenSäkularismusnenne.
Das österreichische Islamgesetz existiert seit 1912, als der Islam aner-
kannteReligionderdamalsnochösterreichisch-ungarischen, seit derAnne-
xionBosnien-Herzegowinasauchbosniakisch-islamischeGebieteumfassen-
denMonarchie wurde (vgl. Potz 2013; Skowron-Nalborczyk 2016). Seit 1979
ist die IslamischeGlaubensgemeinschaft inÖsterreich (IGGiÖ) imRahmen
des Islamgesetzes offizielle Vertretung derMuslimInnen inÖsterreich und
denVertretungenaller anderenoffiziell anerkanntenKonfessionen rechtlich
gleichgestellt.Das »SondermodellÖsterreich« (Sticker 2008: 1), das sich aus
der frühenrechtlichenAnerkennungdesIslamundInstitutionalisierungder
BeziehungzwischendemStaatundderislamischenMinderheitergab,wurde
inandereneuropäischenLändern(undinÖsterreichselbst) langealsvorbild-
haft betrachtet (Mattes/Rosenberger 2015; Skowron-Nalborczyk 2016: 68-69;
Sticker 2008: 5). Trotzdemsetzte der damalige Staatssekretär für Integrati-
on,SebastianKurz, rundumdashundertjährige Jubiläumein ›Dialogforum
Islam‹ (DFI) ein,umGrundlagen füreineNovellierungdes Islamgesetzeszu
erarbeiten.ZunächstwardasDFI,dasandieDeutsche Islamkonferenz (vgl.
Tezcan2012)angelehntwar,alsoffenerRaumdesDialogskonzipiert,wieFa-
ridHafez (2018: 32)beschreibt: »DasDFIwurde […]alsTeil eineskonsensua-
len Politikstils präsentiert, der von beiden Seiten getragenwurde. […] Kurz
benutzte eine inklusiveund sogar antirassistischeSprechweise, die sich ge-
genDiskriminierungundfürdieVerbesserungdermuslimischenMinderheit
positionierte«.DiesekonsensualeAusrichtungverschobsichjedochausSicht
kritischermuslimischerundnicht-muslimischerTeilnehmerInnen imLaufe
derZeit.SowohldemStaatssekretariatalsauchderFührungderIGGiÖwur-
de vorgeworfen, kritische Stimmen zumarginalisieren (Hafez 2018: 33-34).
Lautstark wurde die Kritik abHerbst 2014, als die Bundesregierung einen
erstenVorschlag fürein reformiertes Islamgesetzpräsentierte.TrotzWider-
stand innerhalbder IGGiÖundöffentlicherProteste (Hafez2017)wurdedas
neue Islamgesetz 2015 schließlichmit den Stimmen der damaligen Regie-
rungsparteien SPÖ und OVP beschlossen. Der Politikwissenschaftler Farid
Hafez und der Jurist Rijad Dautović bezeichnen das neue Islamgesetz von
2015 als »institutionalisierte Islamophobie« (Dautović/Hafez 2014: 54), weil
darinPräambeln,VorschriftenundVerboteenthaltensind,die inderrechtli-
chenRegulierungandererösterreichischerMinderheitenreligionen,etwader
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik