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308 ImNamenderEmanzipation
jüdischen oder christlich-orthodoxen, keine Entsprechung finden. So wird
in§4(3) vonMuslimInnen»einepositiveGrundeinstellunggegenüberGesell-
schaftundStaat«eingefordert. InkeinemanderenReligionsgesetz inÖster-
reichfindet sichVergleichbares.DiemuslimischeAktivistinDuduKücükgöl
erkennt darin eine »befremdliche Formulierung, die von tiefemMisstrauen
zeugtundvielPlatzfürInterpretationsspielraumlässt« (Kücükgöl2015:402).
DerRechtswissenschaftlerRichardPotz spricht voneinem»Misstrauensvor-
schuss[…]gegenüberdemIslambzw.denislamischenGlaubensgemeinschaf-
ten«,der sich inderwiederholtenBetonungder »Pflicht zurEinhaltungall-
gemeiner staatlicher Normen« sowie »deren Vorrang vor innerreligionsge-
sellschaftlichenRegelungenoderderLehre«ausdrücke(Potz2015:367).Keine
andereMinderheitenreligionwerdeaufähnlicheWeisegesondertdaraufver-
pflichtet.HafezsiehtdarineineAnknüpfung»an jene islamophobenStereo-
type […], die die Figur illoyalermuslimischerBürgerInnen zeichnet« (Hafez
2018: 35).Ebenfalls imIslamgesetzenthalten istmit§6(2) eineBestimmung,
wonach »[d]ieAufbringungderMittel fürdie gewöhnlicheTätigkeit zurBe-
friedigungder religiösenBedürfnisse ihrerMitglieder […] durch die Religi-
onsgesellschaft, dieKultusgemeindenbzw. ihreMitglieder im Inlandzu er-
folgen[hat]«.DamitwirddieFinanzierungvonMoscheenundreligiösenVer-
einenausdemAuslandverboten–eineVorgabe,dieetwachristlich-orthodo-
xeKirchengemeindennichthaben(Skowron-Nalborczyk2016:72).Schließlich
solldasIslamgesetzauchsicherstellen,dassdasislamischereligiöseLebenin
Österreichaufdeutschstattfindet,wieSebastianKurzselbstbetonte:
»Erstens: Der Vorrang des österreichischen Rechts vor Glaubensinhalten
steht imGesetz.Zweitens:DieDarlegungderGlaubensinhalte inDeutsch,
also des Korans, ist Teil des Gesetzes. Drittens: Deutsch als Unterrichts-
sprache ist selbstverständlich.Undviertens: IchwardererstePolitiker, der
geforderthat,dassdiePredigtenindenMoscheenaufDeutschstattfinden.«
(Kurz,zit. inHafez2018:35)
Auch das ist in der gesetzlichen Regulierung von Religionsgemeinschaften
inÖsterreich einzigartig. FürHafez drückt diese »Betonungder deutschen
Sprache […]zweierlei aus«:
»Einerseits wirdmit diesemOthering eineGrenzziehung zwischenMusli-
mInnenunddemRest derGesellschaft gezogen,wobei gleichzeitig durch
dieAnnahmeder deutschen Sprache einemögliche Inklusion in Sicht ge-
stelltwird.AndererseitswirdmitderAbsichtderVerdeutschungdemmusli-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik