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7 VonderRassismusanalysezurKonjunkturanalyse 309
mischenSubjekteineTransparenzabverlangt,wiees imUnterschiedzuan-
derenKirchenundReligionsgesellschaften, nichtder Fall ist.Damit ist die
Inklusionnuroberflächlich«(Hafez2018:35)
Der Grund für die Ungleichbehandlung der Religionsgemeinschaften liegt
nachHafez in der politischenAgenda, einen »Islameuropäischer Prägung«
bzw.einen »IslamösterreichischerPrägung«zu schaffen.DiesesZielwurde
sowohlvonSebastianKurzalsauchvomGeschäftsführerdesÖIF,FranzWolf,
mehrfachöffentlichgeäußert (Hafez2018: 38). »Europäisch« istder Islamin
diesemTheoremdann,wenner sichalskompatibelmitdenWertenderMo-
derneerweist,insbesondereinHinblickaufKörper-undSexualpolitiken,wie
HafezanhandeinesZeitungskommentarsvonWolfunterdemTitel»Wieviel
EuropabrauchtderIslam?«zusammenfasst:»EuropawirdhierzumSinnbild
fürModernisierungundkulturelleHöherwertigkeit« (Hafez 2018: 41).Wolfs
Gegenüberstellung vonMuslimInnen, die als »Meinungsführer der öffentli-
chenDebatte«dasZielder»VerteidigungvonTraditionenunddieDurchset-
zungeigener Interessen«verfolgtenaufder einen,undeinem»aufgeklärten
Islam«aufderanderenSeite (Wolf 2017b),übersetzt realepolitischeAusein-
andersetzungeninnerhalbderundzwischendenmuslimischenCommunities
in das Register des historizistischen Rassismus, indemEuropa undÖster-
reichmit »Fortschritt, Aufgeklärtheit undModerne« gleichgesetzt.Der sys-
tematischeEffektdeshistorizistischenantimuslimischenRassismus ist hier
nichtdieAbwehrmuslimischerMigrationnachaußen,sonderndieSpaltung
zwischenguten,integrationswilligenundschlechten,integrationsresistenten
MuslimInnen.DasIslamgesetz2015übersetztdieseSpaltunginRechtundei-
neneueAusgestaltungder institutionellenBeziehungenzwischenStaatund
religiöserMinderheit.
BemerkenswertandieserEntwicklungist,nebendervonHafezhervorge-
hobenenKontinuitätzum»Zivilisierungs-undModernisierungstheoremder
Habsburgermonarchie« (Hafez 2018: 42), dass dieDiskriminierungder isla-
mischenGlaubensgemeinschaft inÖsterreichmit derBezugnahmeauf den
Säkularismuseinhergeht.SoverteidigtWolfdasIslamgesetzalsMittel,damit
die »Integration [derwachsenden Zahl derMuslime, Anm.] in einem säku-
laren,wenngleich religionsfreundlichen,demokratischenStaat besser gelin-
genkann« (Wolf 2017b;Herv.B.O.).DasZielmüsse sein,»gemäßigteKräfte,
die füreineneuropäischgeprägten,moderatenundtolerantenIslameintre-
ten« zu stärken (ebd.). Auch in einerAnfang 2017 vomÖsterreichischen In-
tegrationsfonds unter der Leitung vonWolf veranstaltetenGesprächsrunde
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik