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Anton Kuh - Biographie
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49 jene Atmosphäre apriorischer Aufgeräumtheit, Lachmuskeln im An- schlag, die einer gewissen prophylaktischen Einstellung entspringt: auf jeden Fall nichts ganz ernst nehmen zu wollen, was immer der Satiriker sagen werde. Denn er ist eben ein Satiriker und überdies der Kuh.« Und nimmt ihn gegen das schiere Unterhaltungsbedürfnis des Publikums in Schutz: Was Kuh so besonders mache, sei die Improvisation, und für seine Fähigkeit, »wirkliche Essays zu improvisieren«, gebühre ihm die Bezeichnung »großer Künstler«.33 Ob nun die »große Auffahrt von Autos, strömender Zulauf von Publikum« ins Theater in der Josefstadt, der »Andrang bei der Billet- tenkasse, als sei man einer Sensationspremiere gewärtig«, auf den Vor- tragenden zurückzuführen sei oder auf sein Thema, »Sachlichkeit in der Erotik«, ist für den Rezensenten der »Neuen Freien Presse« leicht entschieden: auf beide, »sowohl Anton Kuh wie sein Thema. Gerade die Ver einigung dieses hellen, ganz vorurteilsfrei und angenehm amora- lischen Kopfes mit einem so brennend wichtigen Thema weckt das stärkste Interesse. Man wird auch keineswegs enttäuscht. Kuh ent- täuscht ja auf dem Podium niemals. Wie jetzt kein anderer neben ihm ist er ein meisterhafter Redner.«34 »Der unverstandene Wedekind« wird in Prager Zeitungen angekün- digt als »Vortrag, der die letzten Dinge der Erotik behandelt«35. Der Rezensent der »Prager Presse« stellt denn auch klar, daß, wer den »unterhaltsamen Geschlechtsfragensprecher Kuh« zu vernehmen erhofft hatte, diesmal kaum auf seine Rechnung gekommen sei: »mitteilungs-, überzeugungsbedürftig wie noch nie, entriet Kuh diesmal aller Zu- geständnisse an das Niveau der Zuhörer und formte das Bild, das er sich von dem Dichter und Menschen Wedekind geschaffen hat, mit jenem unverfälschten Fanatismus, der Wedekinds treibende Kraft gewesen ist.«36 Und jener der »Bohemia« muß, auch wenn er über die »ge- schmacklose Reklame«, die neuerdings für Kuh gemacht werde, die Nase rümpft, anerkennen, daß dessen Vorträge »wirklich ein hohes geistiges Vergnügen« sind, und er benennt die unterschiedlichen Erwartungen von Kuhs disparatem Publikum: »Wenn Kuh sein Brillantfeuerwerk geistreicher Einfälle und philosophischer Witze abbrennt, gibt es wirk- lich für den Literaturmob etwas zu gaffen. Seine pointierten Trivialitäten, in denen versucht wird, ganze weite Begriffs- und Gefühlskomplexe auf das Schlagerhafte eines Feuilletontitels zu reduzieren, bleiben der Mehrzahl der Zuhörer […] fester im Gedächtnis haften als die tieferen Wahrheiten seiner ›Wie ich es sehe‹-Kritik. Schaumschlagen mag immer- hin nur ein Kinderspiel sein, wer möchte deshalb die farbige Schönheit leugnen, die auch in der Seifenblase den ewigen Himmel spiegelt? Kuhs
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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