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Anton Kuh - Biographie
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61 verrat, Majestätsbeleidigung, Beleidigung der Mitglieder des kaiserlichen Hauses, Störung der öffentlichen Ruhe, Aufstand und Aufruhr. Die Amnestie für politische Delikte  – in deren Genuß auch eine Handvoll (bis dahin ehemaliger und nunmehr reaktivierter) Reichratsabgeordneter kommt, als prominentester Karel Kramář, Leitfigur und vehementer Vertreter einer tschechischnationalen Politik  –, gedacht als Geste der Versöhnung, heizt jedoch die alten Nationalitätenkonflikte an, die schon in der ersten Sitzung des wiedereinberufenen Reichsrats wieder virulent geworden sind. Sie polarisiert nicht nur im Reichsrat, auch weite Kreise der deutschsprachigen Bevölkerung Wiens sind empört über den (aus ihrer Sicht) Kniefall vor den Rädelsführern der »tschechischen Verräter«. Der sozialdemokratische Abgeordnete Engelbert Pernerstorfer läßt sich in seiner Wortmeldung »mit Scham und Erbitterung über die Knechtschaffenheit dieses Hauses«  – unter lebhaftester Teilnahme des- selben  – aus, das keiner einzigen §-14-Verordnung jemals die Geneh- migung versagt habe; über Graf Stürgkh, »der wirklich viel mehr ein Hochverräter und Staatsverräter war als alle von Militärgerichten Ver- urteilten (Lebhafter Beifall und Händeklatschen)«, und kommt dann auf die »§-14-Wirtschaft« im allgemeinen, daß Schindluder mit dem Notverordnungsparagraphen getrieben wurde, zu sprechen: »Vom Jahre 1897 angefangen haben wir eine Zeit gehabt, wo man überhaupt keinen Österreicher hat finden können, höchstens einen irgendwo in einem Amte verstaubten Hofrat, der behauptet hat, er ist ein Österrei- cher, aber sonst hat man nirgends einen Österreicher gefunden; wir waren Deutsche, Tschechen, Polen, was Sie wollen, aber Österreicher hat es nicht gegeben. Es ist auch sehr natürlich, daß sich in diesem Österreich niemand wohl gefühlt hat und diese Lust des Hochverrates, von der so vielfach gesprochen wird, war in Österreich immer recht lebhaft. Ich kann mich an meine Jugend erinnern, das ist ja alles schon verjährt  – und kann ruhig sagen, ich war in den 70 Jahren ein ausge- machter Hochverräter. […] Was ein anständiger Mensch ist, meine Herren, muß einmal in seinem Leben Hochverräter gewesen sein. (Leb- hafter Beifall und Händeklatschen.)«96 Für derlei »Flaumacherei« setzt es prompt einen Rüffel von bundes- brüderlicher Seite. In einem offenen Brief an den prononcierten Deutsch- völkischen Ernst Graf zu Reventlow97  – den »ungekrönte[n] König des Hurrah- und Heiioh-Deutschtums« und »Leitartikeleroberer Europas samt umliegenden Ortschaften«  – belustigt sich der »Morgen« über den in der von Reventlow redigierten »Deutschen Tageszeitung« (deren Motto: »Für Kaiser und Reich!  – Für deutsche Art!  – Für deutsche Arbeit in Stadt und Land!«) erhobenen Vorwurf der »Preßtreiberei
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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