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Anton Kuh - Biographie
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87 den Spaß erlaubt hatte, auf dem Umschlag der Zeitschrift unter der Spitzmarke »Stimmen der Presse« Kraus’ mit unüberhörbar ironi- schem  Unterton versehene Anerkennung von Sonkas antimilitaristischer Haltung aus dem Aufsatz »Proteste« durch schlichte Kürzung in eine lobende Besprechung dieses neuen Prosatexts und also eine Verlags- reklame umzufunktionieren. Kraus ist indigniert über die »Beschmut- zung« seines Namens22  – der nämliche Kraus, der nichts dabei fand, un- gefragt sechs Namen unter ein von ihm verfaßtes Flugblatt zu setzen. In einer ausführlichen Antwort auf Sonnenscheins Entgegnung im »Neuen Wiener Journal« im nächsten »Fackel«-Heft forciert Kraus ein Thema, das er in der Polemik »Literatur«23 nur angerissen hatte: die Verbindung einer Kritik der expressionistischen Avantgarde mit jener des Kommunismus und der ungarischen Räterepublik und deren Sym- pathisanten, und verschärft sein Verdikt, indem er das Hochtönende expressionistischer Literatur auf schnöden Geschäftssinn zusammen- staucht. Hugo Sonnenschein konfrontiert daraufhin Kraus mit dem Vorwurf, in der Zeit vor Kriegsausbruch »ein Lobpreiser und ostentati- ver Verherrlicher des Militarismus, des Adels, der Autokratie« gewesen zu sein.24 Er zielt mit diesem Vorwurf auf die im Juli 1914 veröffentlich- ten Aufsätze »Sehnsucht nach aristokratischem Umgang«25 und »Franz Ferdinand und die Talente«26, in denen Kraus sich vehement gegen den politischen Liberalismus gewandt hatte. Sonka unterstellt zudem, Kraus’ pazifistisches Engagement während des Krieges sei »Hintertürlpazifis- mus« und das »gespielte Pathos einer Kriegsgegnerschaft« gewesen. Sonka hatte offenbar einen wunden Punkt getroffen, indem er an die Verherrlichung des Militärs in der Rede vor den Marineuren von Pola sowie an den erzreaktionären Aufsatz »Franz Ferdinand und die Ta- lente« in der letzten »Fackel« vor dem Ausbruch des Weltkriegs er- innerte. Kraus’ Reaktion: »Sie sind nichts und das ist es, was sie gegen mich haben.«27 Die selbstherrliche Pose einmal beiseite gestellt: Was hat er gegen sie?  – Schließlich hat er den Federkrieg angezettelt. Und was bleibt vom ursprünglichen Vorwurf, die Autoren der »jungen Generation« hätten geschwiegen, um von ihren bequemen Posten im Kriegsarchiv nicht an die Front abkommandiert zu werden, mit dem Kraus Albert Ehrenstein und Hugo Sonnenschein das Recht streitig machen will, nach dem Krieg gegen bestimmte politische Entwicklungen zu protestieren?  – Genau besehen: nichts. Ehrenstein, der im Feber 1915 einberufen und für untauglich befunden worden war, wurde zum Ersatzdienst im österreichischen Kriegsarchiv abkommandiert, von dem er Ende Oktober »wegen sabotageähnlichen
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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