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Anton Kuh - Biographie
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91 Kraus-Jünger nahmen die Verdikte als unumstößliche Wahrsprüche, ihnen wäre es vermessen erschienen, diese höchstinstanzlichen Ver- urteilungen in Zweifel zu ziehen. Tatsächlich liefen Gerüchte um, Kulka wie auch Ehrenstein trügen sich mit Suizidabsichten. Anton Kuh hatte sich bei den an die Literaten, die im Kriegsarchiv Dienst getan hatten, adressierten Vorhaltungen Kraus’ gewundert, warum diese einer völlig überkommenen »Begriffsetikette ihre Ehren- bezeugung« nicht verweigerten und sich einem Ehrenkodex unterwar- fen, der zwar längst desavouiert war, in seiner Phrasenhaftigkeit aber fröhliche Urständ’ feierte. Warum läßt man sich  – nach dem Welt- krieg  – noch an Maximen messen wie: »›Wer seinen Leib nicht als Sklave des Staates hinopfert, ist ein Feigling!‹« oder »›Wer schwieg, um sein Leben zu retten, und zu sprechen anfing, als er gerettet war, ist ein Maulheld!‹«? Warum läßt man sich noch immer gängeln mit Begriffen wie »Heldentod«, »Patriotismus« und »Hochverrat«, und warum will keiner »begreifen, daß es nicht darauf ankommt, ob der Heldentod fürs Vaterland ein zweckloses Opfer, der Patriotismus eine großösterreichi- sche Erfindung und der Hochverrat ihre Richtigstellung war  – sondern darauf, daß der Heldentod schlechterdings ein Wahnsinn, Patriotismus ein Aberwitz und Hochverrat ein Nonsens ist, daß die Begriffe als solche und nicht ihr Gelegenheitswert fallen müssen, wenn einmal die Luft rein werden soll«. Aber: »Das Überleben der Phrase bewahrt die Menschen vor der Gefahr einer Vereinfachung des geistigen Austausches, die unter anderem zwei Drittel aller Polemik aus der Welt schaffen würde. Was sollten sie einem ›Drückeberger‹ sagen, wenn das Drückebergern auf- hört, ein Schimpf zu sein?« Statt klipp und klar zu sagen: »Ich fand es nicht für ratsam, mich in eine Tranchiermaschine stopfen zu lassen, deren Zwecke ich nicht ein- sah« und: »Ehrlich gestanden hab’ ich mich seinerzeit nach allen Regeln der Kunst aus dem Militärdienst hinausgeschwindelt«, lasse man sich von einem Satiriker beschämen. »Statt zuzugestehen: Erstens bin ich kein Märtyrer. Zweitens nicht für etwas, was nur in der Einbildung des Volksschullesebuches besteht. Drittens hab’ ich deshalb geschwiegen. Und viertens mach’ ich deshalb jetzt mein Maul auf  – stolpert er über polemische Lassos.«47 1919 – 1920 Am 18. Dezember 1919 zieht Kuh in Prag vor einem enthusiasmierten Publikum über die bürgerliche Sexualmoral, die doppelte Buchführung in Sachen Moral vom Leder oder, mit den Rezensenten gesprochen,
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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