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Anton Kuh - Biographie
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124 Korn auf: ein exzentrischer, übersprudelnd temperamentvoller »junger Mann mit Künstlermähne, das Monokel wie eingewachsen«, der den steinreichen Amerikaner Ralph O’Flanagan ins Schlepptau nimmt, um ihn in die »besseren« Wiener Kreise einzuführen und durch sämtliche »Szene«-Etablissements zu schleifen.19 Vier Jahre darauf knausert wie- derum Ludwig Hirschfeld mit Namen, wenn er in seinem Wien-Reise- führer »die Wiener Literatur« vorstellt, die nun im Café Herrenhof residiert. »Leo Perutz, der prachtvolle Erzähler, Anton Kuh, der groteske Improvisator, und der produktive Walter Angel« werden indes nicht nur genannt, sondern auf der gegenüberliegenden Seite auch von Leo- pold Gedö ins Bild gerückt.20 Und wieder zwei Jahre darauf zählt Kuh gar zum »Personal der Welt«21: Wenn Egon Erwin Kisch, der Viel- gereiste, die Phantasielosigkeit der Schöpfung beklagt, die jede Welt- gegend mit dem jeweils gleichen Inventar ausstatte, und er das, aus New York City rapportierend, an Harlem illustriert, weil ihm dort auf Schritt und Tritt lauter Bekannte  – alle in Schwarz  – begegnen, darf neben einem Erich Ludendorff, einem Emanuel Lasker und einem Alexander Granach auch ein Anton Kuh nicht fehlen.22 1921 – 1922 Am Sonntag, 20. November 1921, spricht Kuh, wie schon fünf Wochen zuvor in Prag, im bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaal des In- genieur- und Architektenvereins  – »Ausverkauft, keine Abendkasse«,23 vermerken die Veranstaltungshinweise  – über »Die Erotik des Bür- gers«, verkürzt und freudianisch gesprochen: über das »Unbehagen in der Kultur« oder, wie’s der anonyme Rezensent der »Wiener Sonn- und Montags-Zeitung« formuliert, über die »fundamentale Erkenntnis, daß die Freudlosigkeit des Daseins, die Erstarrung des öffentlichen Le- bens ihre Wurzeln in der Verkümmerung des sexuellen Triebes haben«. Oder, so Paul Kurmann, über den Bürger als »Deserteur sei- ner Erotik«, den Spießbürger und seine Erotik, die darin be- stehe, »daß sie sich nur verlegen und verschämt äußert und zu ihrer Betätigung angeblich seriöse Anlässe sucht, wie eben den Vortrag des Herrn Anton Kuh«.24 Oder, so der »Morgen«, über das »weitverbreitete, von Wissenschaftlern und Laien gleicherweise unterschätzte Übel der Geschlechtsverlogen- heit und -unaufrichtigkeit«.25 Kuhs Publikum bedenkt »sein außerordentliches Darstellungstalent, die Rednergabe, mit welcher er den abstraktesten Gedankengang zu durchleuchten vermag, wie die Fä- higkeit, durch anschauliche Bilder, aphoristische Sätze und blendende Wien, Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein, Großer Saal, 20.11.1921, 19 Uhr: Die Erotik des Bürgers
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Anton Kuh Biographie
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anton Kuh
Untertitel
Biographie
Autor
Walter Schübler
Verlag
Wallstein Verlag
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3189-1
Abmessungen
13.8 x 22.2 cm
Seiten
576
Kategorie
Biographien
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