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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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ders auffallend ist dabei, dass der Bildhauer nicht nur den Kopf mit dem etwas nach oben gerich- teten Blick, den Scheitel, das gekämmte Haar sowie Landsteiners Gesichtsausdruck übernom- men hat, sondern auch die Kleidung, Hemdkra- gen und Mantelrevers. Bei genauer Begutach- tung stimmen die Konturen am Medaillon mit jenen des weißen Arztkittels, dem Hemd dar- unter und dem Krawattenknoten, welche Land- steiner in der Fotografie trägt, überein. Folglich versucht Hartig im Porträt des Medaillons eine realitätsgetreue Wiedergabe des Nobelpreisträ- gers und unterstreicht diese mit einem idealisie- renden Zug, der durch die betonte Strenge im Profil und den in die Ferne gerichteten Blick un- terstützt wird. Durch die Parallelen zu der Foto- grafie und aus der Presse bekannten Fotografien erhöht sich beim Betrachter der Wiedererken- nungswert des Porträtmedaillons. Ein weiteres Porträt Karl Landsteiners in Form einer S/W- Fotografie von 1925 befindet sich seit 2006 in der von der Agentur Photoglas in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte realisierten Installation der Nobelpreisträger in der Aula des Hauptgebäudes der Universität Wien.57 resümee Anhand von ausgewählten Denkmälern aus dem Arkadenhof und ihrer Entstehungsgeschich- te untersucht die Studie die Rolle des Porträt- medaillons als Form des Gelehrtendenkmals. Mittels kunsthistorischen Vergleichs der Medail- lons der beiden Bildhauer Kaspar von Zumbusch und Arnold Hartig zu Medaillen aus dem Ar- chiv der Universität Wien, zu Porträtfoto grafien der Dargestellten oder zu Grabdenkmälern am Wiener Zentralfriedhof werden verschiede- ne Entwicklungen in der jeweiligen Repräsen- tation aufgezeigt. Die beiden Medaillons von Zumbusch entsprechen der idealisierenden, antikisierenden Formensprache des Künstlers und verzichten dennoch nicht auf charakteris- tische Merkmale der geehrten Persönlichkeit. Beide Medaillons sind Werke des Historismus und zeigen den Geehrten in heroischer Nackt- heit und in einer auf den Kopf reduzierten klas- sischen Gestaltung. In der Entstehungsgeschich- te dieser Denkmäler spielte die Anerkennung des Ringstraßenbildhauers und Schöpfers von be- reits sieben Werken im Arkadenhof eine wesent- liche Rolle. Im Unterschied dazu wurde der Me- dailleur Arnold Hartig als naturnaher Porträtist seitens der Universität zur Anfertigung von fünf Denkmälern mit Porträtreliefs beauftragt. In sei- nen Medaillons übernimmt er die traditionelle Form, sie zeichnen sich aber durch eine realis- tischere und zeitgemäße Wiedergabe des Dar- gestellten aus. Unterschiede in der Gestaltung zwischen Zumbusch und Hartig finden sich so- wohl in der Wahl des Büstenabschnitts als auch in der Wiedergabe der Kleidung. So präsentie- ren sich die Porträts von Ernst Ludwig und Le- opold Schrötter von Kristelli noch traditionell in heroischer Nacktheit auf den Kopf konzent- riert. Während in Hartigs Medaillon für Gustav Riehl noch eine Orientierung an dieser klassi- schen Gestaltung beobachtet werden kann, zeigt das Medaillon für Karl Landsteiner den Medizi- ner mit Arztkittel als forschenden Wissenschaft- Das PorträtmeDaillon als Form Des GelehrtenDenkmals 85 das darin gezeigte Interieur und das Alter des Dargestellten zu den Fotografien von 1930. Dafür spricht auch, dass eine weitere sehr ähnliche Fotografie am 20. November 1930 in der Wochenzeitung „Das interessante Blatt“, Ausga- be Nr. 47, S. 2, veröffentlicht wurde. Hier mit dem Untertitel „Der Oesterreicher Dr. Karl Langsteiner [sic], Träger des Nobelpreises für Medizin für 1930, bei seinen Arbeiten im Laboratorium des Rockefeller-Instituts in New York.“ Darin wird Landsteiner mit Blick ins und der Hand am Mikroskop gezeigt. Der Bezug zur Fotoserie der Sammlung Bettmann ist klar zu erkennen. 57 Siehe hierzu http://geschichte.univie.ac.at/de/artikel/nobelpreis-und-universitaet, abgerufen am 18. Juni 2015.
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
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