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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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Denkmäler im Ehrenhof. Auch Helmholtz hat seine Hand zum Dozieren erhoben, beide, Meit- ner wie Helmholtz, schauen ernst und ruhig, be- dachtsam scheinen sie ihr Wissen den Zuhörern weiterzugeben. Durch eine kleine Drehung des Kopfes zum Eingang wendet sich die Skulptur dem eintretenden Besucher zu. Nicht nur durch die Darstellung des Rockes, dessen Herausarbei- tung Bewegung, aber auch Anmut in die Figur bringt, ist die Plastik erkennbar weiblich. Auch die Zartheit der Darstellung betont das Weib- liche. Von großen Teilen des Preisgerichts wur- de die Ausführung als zu konventionell bewer- tet und die Befürchtung geäußert, dass sich die zierliche Plastik nicht gegen die imponierende Ausstrahlung der anderen Denkmäler behaup- ten könne. Das dritte Modell, von der Künstlergrup- pe Mitra Wakil und Fabian Hesse aus Mün- chen, stellt einen Ausbruch aus der figürlichen Konvention bildhauerischer Arbeit dar (Abb. 10). Nicht in erster Linie durch die Darstellung der Figur, obwohl ihre nicht völlig motivierte Schräglage auch gegensätzlich interpretiert wer- den kann – ist es Selbstbewusstsein, Lässigkeit oder Unsicherheit? Nein, was hier die bildhau- erische Konvention sprengen würde, wäre die angewendete Technik. Die Figur sollte mit 3D- Ausdruck in grau-blauem Kunststoff, vermischt mit Marmorpartikeln, ausgeführt werden, eine neuartige Technik, die auf die innovativen Ent- deckungen und Gedankenmodelle der Physike- rin hinweisen soll. Wie aber ist die verwendete Technik am fertigen Kunstwerk ohne zusätzliche Erklärung noch ablesbar? Absicht der Künstler war es, Kopf und Hände auf der Grundlage von Fotografien naturalistisch abzubilden, während andere Teile der Figur als „flüchtiges Rauschen der Partikel … bewusst verunklart“6 bleiben soll- ten. Eine Ewald Mataré zugeschriebene Äuße- rung, dass die einfachste und zugleich schönste Skulptur der Abdruck eines menschlichen Fu- ßes im Sande sei, klingt hier an und wird kon- frontativ einzelnen unbestimmten Formen wie den Marmorrollen, die von einem XYZ-Koor- dinatensystem inspiriert sind, oder der nicht nä- her definierbaren Sitzgelegenheit gegenüberge- stellt. Alle diese Gegenstände sind Bestandteil einer plastischen Szene, von der die Betrachter entscheiden müssen, inwiefern sie miteinander korrespondieren. Das vierte Modell, der Entwurf des Erfur- ter Künstlers Thomas Nicolai, präsentiert ei- ne auf einer Bank sitzende Marmorfigur (Abb. 11). An der Bank ist ein wolfartiges Tier erkenn- Abb. 9: Modell von Marie Luise Bauerschmidt, Berlin, ein- gereicht zum Kunstwettbewerb für das Lise-Meitner-Denk- mal im Ehrenhof der Humboldt-Universität zu Berlin 2013. angelika keune328 6 Bericht der Vorprüfung zur Sitzung des Preisgerichts am 18. 6. 2013, Berlin, Nichtoffener Kunstwettbewerb für das Lise-Meitner-Denkmal im Ehrenhof der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2013, Einzelbericht 1003. Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
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