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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
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Raum ist zugleich auch das Zeichen seiner ge- sellschaftlichen Rehabilitation, und daran zeigt sich auch eine der besonderen Funktionen der Gelehrtendenkmäler. Seiner Zeit voraus hat- te Semmelweis – bekanntlich – entdeckt, dass die Ärzte selbst, durch mangelnde Hygiene, das für die Gebärenden oft tödliche Kindbettfie- ber verursachten. Seine Theorie und damit die Möglichkeit zur Vorbeugung wurde aber vom Großteil der Ärzteschaft seinerzeit rundweg ab- gelehnt. Erst nach seinem Tod mit der Entde- ckung des krankheitserregenden Bakteriums wurde die Bedeutung seiner Entdeckung klar, seine Ansichten wurden rehabilitiert und seine Person in den wissenschaftlichen Kanon aufge- nommen.20 Dem „Retter der Mütter“ wurden in mehreren Ländern durch Filme, Briefmarken21 und Statuen Denkmäler gesetzt. In Ungarn ge- nießt die Gestalt von Semmelweis außerordentli- che Popularität, sein Geburtshaus beherbergt das Medizinhistorische Museum, die Medizinische Universität Budapest trägt seinen Namen und zahlreiche Skulpturen von ihm wurden im gan- zen Land aufgestellt. Da er Student und dann Lehrer der Universität Wien gewesen war, be- kam er auch im Arkadenhof der Wiener Uni- versität ein spätes Denkmal,22 ferner wurde die Wiener Frauenklinik, in deren Garten auch ei- ne Semmelweis-Statue steht, nach ihm benannt. In der Zwischenkriegszeit erbaute man in Ungarn die seinerzeit größte und repräsenta- tivste Ehrenhalle Mitteleuropas in der am Ufer der Theiß liegenden südungarischen Stadt Sze- ged. Der Komplex, der auch durch seine Ab- messungen imposant wirkt, wurde Ende der 1920er-Jahre, innerhalb weniger Jahre, errichtet – die Einweihung erfolgte 1930. Der Platz vor der neoromanischen Votivkirche wird auf drei Seiten von einer jeweils hundert Meter langen Arkadenreihe umrahmt (Abb. 10). Man plante schon beim Entwurf, in den Arkaden die Denk- mäler von hundert bedeutenden Persönlichkei- ten der ungarischen Geschichte und Kultur auf- zustellen. Das Ziel bestand in Szeged nicht nur darin, eine nationale Ruhmeshalle an sich zu er- richten, sondern auch ein politisches, städte- planerisches, wissenschaftliches und kulturel- les Programm zu verwirklichen. Weil Ungarn durch den Friedensvertrag von Trianon (1920) bedeutende Gebiete mit großen Universitäts- städten und Bischofssitzen verloren hatte, muss- géza galavics – bálint ugry344 20 Über Ignaz Semmelweis: I. Benedek, Ignaz Philipp Semmelweis (1818–1865), Wien 1985 – S. B. Nuland, Ignaz Semmelweis. Arzt und großer Entdecker, München 2006. 21 Zur Popularisierung und Popularität von Ignaz Semmelweis siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_Sem- melweis, abgerufen am 23. Jänner 2017. – Zu den Wissenschaftler-Briefmarken siehe: http://www.sma.org.sg/ smj/4701/4701ms1.pdf, abgerufen am 23. Jänner 2017. 22 Durchsuchbar: https://monuments.univie.ac.at/index.php?title=Hauptseite, abgerufen am 23. Jänner 2017. Abb. 9: Alajos Stróbl, Ignaz Semmelweis, 1905, Budapest, Gyulai Pál utca. Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
Geschichte Chroniken
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