Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Chroniken
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Seite - 373 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 373 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa

Bild der Seite - 373 -

Bild der Seite - 373 - in Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa

Text der Seite - 373 -

jede Kommunikation mit deutschen, öster- reichischen oder Wiener Künstlern oder deren Stilen (außer in der Architektur) war für einen protschechischen Künstler a priori disqualifizie- rend. Stanislav Sucharda selbst wurde im Som- mer 1907 in der tschechischen Presse Opfer sol- cher übler Kampagnen, deren Ursache es war, dass er – respektive der Mánes-Verein – nicht so- fort und entschieden eine Initiative des in Wien gegründeten Künstlerverbandes österreichischer Bildhauer ablehnte. Dies betrachtete der Tsche- chische Nationalrat als „Verrat an den nationa- len Interessen“. Sucharda war aber mit mehreren Wiener Künstlern befreundet, der Mánes-Verein kooperierte intensiv vor allem mit dem Wiener Hagenbund. Im Kontext der national verschärf- ten Beziehungen ist Suchardas Freundschaft mit dem erfolgreichsten deutsch-tschechischen Bild- hauer Franz Metzner höchst signifikant. Suchar- da beobachtete sehr sorgfältig Metzners Werk, das er auch hoch schätzte. „Schade, dass man es hier nicht laut sagen kann …“ – liest man in Suchardas Tagebuch.17 Im Gegensatz zu Karl IV., dem heiligen Wen- zelslaus und Jan Hus handelt es sich im Fall von František Palacký (1798–1876) um einen relativ „jungen“ Einwohner der tschechischen Ruhmes- halle. Palacký war zweifelsohne der bedeutends- te tschechische Politiker des 19. Jahrhunderts, ein führender Historiker und wichtiger Initiator der Gründung der zentralen nationalen Kulturins- titutionen, u.a. des Nationalmuseums und des Nationaltheaters. Im Revolutionsjahr 1848 lehn- te Palacký als der wichtigste tschechische Poli- tiker die Teilnahme an der Frankfurter Natio- nalversammlung (und den Anschluss slawischer Gebiete an ein Deutsches Reich) ab. Eines sei- ner Hauptwerke stellt die fünfbändige Geschichte von Böhmen (erst auf Deutsch, dann Tschechisch herausgegeben) dar, die er mit höchster wissen- schaftlicher Erudition und Akribie schrieb. Für seine großen Verdienste wurde František Palacký – neben Kaiser Karl IV. (dem „Vater der Hei- mat“) – als „Vater der Nation“ verehrt. Seine Doppelprofession als Historiker und als Politiker spiegelte sich auch in der Gestalt seines Denk- mals. Hier verknüpft der Künstler diese genann- ten Aspekte mit dem damaligen Nationalismus, den Antagonismen zu Wien und last but not least mit der eindeutigen stilistischen Orientierung an Rodin. Die Idee des František-Palacký-Denkmals tauchte kurz nach dem Tod des Politikers (1876) auf: Zu seinen Ehren wurde 1878 eine neue, die Prager Neustadt mit dem industriellen Vor- ort Smíchov verbindende Brücke nach ihm be- nannt (Abb. 5). An deren Brückenkopf sollte im Rahmen der laufenden Uferregulation ein neu- er Platz entstehen. Auf diesem, damals aber noch nicht existierenden Platz (es war tatsächlich noch lange Zeit eine riesige Baustelle) legte man im Sommer 1898 – „vor den Augen aller Slawen“ (in Anwesenheit der Delegationen aus anderen slawischen Ländern) – den Grundstein. Die un- günstige Lage dieser Lokalität gab während der folgenden 15 Jahre Anlass zu verschiedensten Po- lemiken. In der ersten Runde des Wettbewerbs für das Palacký-Denkmal (1898) bewertete man zwei Entwürfe, und zwar denjenigen Suchardas (gemeinsam mit dem Architekten Alois Dryák) Abb. 5: Ostteil der Palacký-Brücke mit dem künftigen Pa- lacký-Platz, Ende des 19. Jahrhunderts. František Palacký im Prager Pantheon und auF dem Platz 373 17 Aus dem Privatnachlass von Stanislav Sucharda – unsortiert.
zurück zum  Buch Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa"
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Titel
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa
Herausgeber
Ingeborg Schemper-Sparholz
Martin Engel
Andrea Mayr
Julia Rüdiger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
WIEN · KÖLN · WEIMAR
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20147-2
Abmessungen
18.5 x 26.0 cm
Seiten
428
Schlagwörter
Scholars‘ monument, portrait sculpture, pantheon, hall of honour, university, Denkmal, Ehrenhalle, Memoria, Gelehrtenmemoria, Pantheon, Epitaph, Gelehrtenporträt, Büste, Historismus, Universität
Kategorien
Geschichte Chroniken
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa