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ZentrendesAmüsementsentwickelndenMetropolenWien,BudapestundNew
Yorkengverbunden.
PopuläreKulturverharrtenichtbeimvermeintlichenAnspruch lediglichzu
amüsieren.SiespieltemitdemSubversivem.SienutztedieMöglichkeit,Theater
zumachengesellschaftspolitisch.DiepopuläreKulturwolltebewegenundzum
Nachdenkenanstoßen.SiewardasMedium,mitdemsichMenschentäglichbe-
fasstenundhatteentsprechendgroßenEinfluss.Umsospannender ist es–und
gleichzeitig istdasderGrund,warumJüdinnenundJudenundpopuläreKultur
langenichtgemeinsamimNarrativüberdieJahrhundertwendevertretenwaren
–dasseinJüdisch-SeinderProtagonist*innenwenigerThematisierungfand,
alsdies inantisemitischenDiskursenderFallwar. IndenStückenundLiedern
spielten Jüdisch-SeinundAntisemitismusdahingegensehrwohl eineRolle.
Die InhaltederpopulärenKulturspiegeltendievielenkulturellenAffiliationen
wider,drehtenStereotypeumundgelegentlichspielten jüdischeGruppenund
Schauspieler*innenmitantisemitischenKlischees.
VermeintlichstarreKategorisierungenführtendieKünstler*inneninderpo-
pulärenKulturvor.Siedurchbrachennichtnur jüdisch-nichtjüdischeDichoto-
mien,sondernauchjenevonGeschlechterverhältnissen.EtwaGender-Bending,
dasWechselnzwischenGeschlechterrollen,wareinegängigeperformativeStra-
tegie.Künstler*innenbesangenDiskriminierungundprotestiertengegenden
Vorwurfmit ihrerUnterhaltungstätigkeitProstitutionzuverschleiern.Deshalb
lassen sich ausderpopulärenKultur vieleAufschlüsseüberdenAlltag, die
WahrnehmungenunddieErfahrungenbreiterBevölkerungsschichten jenseits
vermeintlicherGruppenkonzeptionenziehen.
Umsobedauerlicher ist es, dass sich nicht schon viele Studienmehr der
buntenWeltderpopulärenKulturwidmeten.AufdieTourmöchtezurErhellung
beitragenunddiepopuläreKulturzwischenderHabsburgermonarchieund
Amerikabeleuchten,diemit ihrenvielenMöglichkeiten, ihrerMobilitätund
in ihreminnovativenCharaktereinesderwichtigsten jüdisch-nichtjüdischen
Interaktionsfelderum1900war.
BemerkungenzuSchreibweise,TransliterationundÜbersetzungen
AufdieTourversammeltdeutsch-, englisch-,hebräisch-, jiddisch-undunga-
rischsprachigeArchivalien.Viele dieser verwendetenQuellen zeichnenbe-
sondereEigenheitenaus.Unterdiesensei andieserStellenurknappaufdie
EigenheitenderSchreibweise inManuskriptenhingewiesen:BeidenTextbü-
chernvonAufführungen liegenheuteAbschriften jenerStückeundLiedervor,
diedenBehördenvorgelegtwurden,umGenehmigungenzurAufführungzu
erhalten.ManchmalmusstendieAbschriftenauchalsÜbersetzungeninvon
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien
https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
Auf die Tour!
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
- Titel
- Auf die Tour!
- Untertitel
- Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
- Autor
- Susanne Korbel
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21188-4
- Abmessungen
- 15.9 x 24.0 cm
- Seiten
- 272
- Kategorie
- Kunst und Kultur