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Raum,DifferenzundÄhnlichkeit 25
fokussiertenStudienerweitertAufdieTourundwirfteinen transnationalen
Blickauf JüdinnenundJudeninderpopulärenKultur.
AllediesePublikationenbetonen,dassdiepopuläreKulturvielschichtige
Interaktionenvon Jüdinnenund JudenmitNichtjüdinnenundNichtjuden
ermöglichte.DieUntersuchungenzeigen,dassAustauschundgemeinsames
Handelnstattfanden,wolangedavonausgegangenwordenist,dassdiesnicht
der Fall gewesen sei: Jüdinnenund JudenbesuchtenVarietés, Singspielhal-
lenundEtablissements. Sie tratendort gemeinsammitNichtjüdinnenund
NichtjudenalsSänger*innen,Artist*innenundAkrobat*innenauf.Siewaren
Agent*innen, leitetenSpielstättenundmanagtenEnsembles,Buden inFrei-
zeitparksoderArtistenheime.AuchindenpopulärenGassenhauern,Possen
undCoupletsgabes–positivwieantisemitisch–als ‚jüdisch‘ ausgewiesene
AnspielungenundCharaktere.Auchflossen sprachlicheFacetten jüdischer
Kulturen indieKonzeptionverschiedenerDarbietungenmitein–hebräische
oder jiddischeZwischenrufe, „Jargon“oderReferenzenaufreligiösewie litera-
rischeTexteoderMotive.Rezeptionen, InterpretationenundLesartendieser
signifier39 (StuartHall)des ‚Jüdischen‘warenverschiedenste.DieseOffenheit
brachteeinerseitsPopularität, anderseitsaberauchKritik.Abernichtnurdas
SpielenmitCodierung,SichtbarkeitundUnsichtbarkeitdes‚Jüdischen‘,sondern
auchandereIdentifikationenwareninderpopulärenKulturder Jahrhundert-
wendeallgegenwärtig: InterpretationenvonGenderundGeschlechtwurden
ebensowienationaleStereotypeoftaufgegriffenunddiskutiert. Immerbleibt
aber für die konkrete Situation zu fragen,wasTeil der urbanenErfahrung
imjeweiligenAufführungserlebniswar.WarenesAntisemitismus,Misogynie,
nationalistischeIdeologieodergerade, sichüberAntisemit*innenlustigzuma-
chen,dasErmöglichenneuerZuschreibungenvonGeschlechtunddasLachen
übernationalistisch-stereotypeVorstellungen,wasdasPublikumamüsierte?
1.3 Raum,DifferenzundÄhnlichkeit
DassPopulärkultur indenJüdischenStudienerstunlängst eineKonjunktur
erlebte,hängtdamitzusammen,wie ‚jüdischeGeschichte‘gedachtundfolglich
be-undgeschriebenwordenist.DieGeschichtederJüdinnenundJudenwurde
alseineder ‚Assimilation‘oder,wiedieForschungdiesspäterbenannte, ‚Ak-
kulturation‘andasBürgertumerzählt.DemdieserErzählungdesAufstiegsaus
39 StuartHall,Ethnizität: IdentitätundDifferenz, in: JanEngelmann(Hg.),DiekleinenUnter-
schiede:DerCulturalStudies-Reader (FrankfurtamMain,NewYork:Campus,1999),83–98.
SiehebesondersKapitel4undKapitel5 indiesemBuch.
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien
https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
Auf die Tour!
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
- Titel
- Auf die Tour!
- Untertitel
- Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
- Autor
- Susanne Korbel
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21188-4
- Abmessungen
- 15.9 x 24.0 cm
- Seiten
- 272
- Kategorie
- Kunst und Kultur