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Singspielhalle,VarietéundEtablissement 99
YiddishMusicHallanderBoweryeröffnethatte,gründetenAdler,Edelstein
undThomashefskynurwenigeMonatespäterdiePeople’sMusicHallgewisser-
maßenalsAblegerdesvormaligenPeople’sTheatre.206DieserTyppopulärer
Kulturhabeden„neuen“NewYorker*innenentsprochen, schriebJacobGorin
1918 in seinerGeschichte des jiddischenTheaters: „ZuderZeit [um1900]
entstandendieMusicHallen. […]DieUnterhaltung inderSingspielhallewar
wiegemacht fürdieneuEingewanderten[…]WasdieTheatermehranTalent,
MöglichkeitenundErfahrunghatten, konntendieMusikHallenan Jugend
aufweisen.“207Nachdem1901dieersteYiddishMusicHall eröffnethatte,gab
es inNewYork1906bereits14 jiddischeMusicHalls, derenErfolgskonzept
Programm-Potpourriswie indenWienerundBudapesterVarietéswaren.208
GorinsVergleich zwischendenTheaternunddenMusicHalls und seine
EinschätzungdererPopularitätwarnichtnurscharfsinnigbeobachtet, sondern
verwiesexplizit aufdenWettbewerbzwischengroßenTheaternundSingspiel-
hallen.NurvierMonatenachderEröffnungdererstenMusicHallanderBowe-
rygabesbereitsdreiSpielstättendiesesneuenFormats:dasEldoradoTheatre,
dasLondonTheatreunddiePeople’sMusicHall.FürvieleAufführungenmuss-
tekeinEintrittbezahltwerden;dieMusicHallsmachtenmitderBewirtung
derBesucher*innenihrenUmsatz.BaldunterschieddieamerikanischeSzene
zwischen sogenannten „big-time-variétés“ und „small-time-variétés“. „Big-
time-variétés“warengroßeVarietétheatermitnurzweiVorstellungentäglich
undwöchentlichemProgrammwechsel. „Small-time-variétés“ spielten fünfmal
amTag,botenabden1910er JahrenauchzunehmendKinovorführungenan
undändertendasProgrammhalbwöchentlich.DerBesuchmit der ganzen
Familiewarnichtnurgeduldet–dasFamilienvarieté alsMarktkonzeptwar
entdeckt.209Bis1910hattendieMusicHallsdieTheater schließlichanBeliebt-
heitweitübertroffen.210VerschiedeneOrganisationen,etwadasCommitteeof
Entertainment, versuchten immerwieder,dieAufführung jiddischerDramen
zufördern, indemsiesieanregtenunddiegesamtenSpielzeitenaufkauften,um
mitSchulklassenhinzugehen.211
MitEuropastandenumdie JahrhundertwendedreiMusicHalls inregem
Austausch:dieImperialMusicHall,dieToniPastor’sMusicHallunddieKoster
206 ThissenJudith,EarlyYiddishVaudeville inNewYorkCity,248.
207 Gorin,Geshikhtefunidishnteatr2,179–80.AnfänglichwarnteGorinvordenSingspielhallen
undauchinder jiddischenPressegabeseineheftigeKampagne,dievordemBesuchdieser
Stättenabriet.
208 Thissen,Reconsidering,185.Thissen,LiquorandLeisure,184–187.
209 IAR,10.8.1913,5.
210 Thissen,LiquorandLeisure,185–187.
211 ZumBeispielTJM,28.11.1902,7.
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien
https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
Auf die Tour!
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
- Titel
- Auf die Tour!
- Untertitel
- Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
- Autor
- Susanne Korbel
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21188-4
- Abmessungen
- 15.9 x 24.0 cm
- Seiten
- 272
- Kategorie
- Kunst und Kultur