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Auf die Tour! - Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
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114 AufderTour findet das Sprichwort, dass ‚derProfet in seinemVaterlandenichts gilt‘ die vollsteBerechtigung,unddaherkommtesauch,dassArtistenwelcheoftdurch u[nd]durchDeutschesind,gezwungenwerdenunterausländischerFirmazu arbeiten“[!],berichteteKarlKutschera, einKennerderSzene.12 Esmusste regelrecht derTraumvonKünstler*innen sein, in einEngage- mentaußerhalbderHeimatgerufenzuwerden.DiesesDiktumnahmArthur Schnitzler  (1862–1931)zumAusgangspunkteinerErzählung,dieer1895mit demTitelDer Empfindsame – eine Burlesque zu Papier brachte. Schnitzler nahmdieLebensgeschichteeinerSängerinzumAnlass,Einblick inpotentielle Sängerkarrierenumdie Jahrhundertwendezugeben:Die jungeFrauundihre LeidenschaftfürdieVarietékunst sindderGrunddafür,dassder„armeFritz Platen“sichseinLebennimmt,nachdemereinenBriefvonseinerLiebegelesen hat.DerBrief beginntmit denWorten: „EineReisetasche stehtnebendem Bett,undimVorzimmerrumortMama,packtnoch,dennmorgenFrüh,Fritz, […]morgen früh reisenwir ab,Mamaund ich, und in achtTagen steh ich das erstemal aufderBühne. Ja, Fritz, ichhabeinEngagement.“13Die junge Frau,die inSchnitzlersErzählung ihremLiebhaber zumAbschied schreibt, studiertGesang bei vielen Lehrenden.Die ganzeMühehat ihr aber nichts geholfen,dennsiehat ihreStimmevermeintlichunwiederbringlichverloren. SiesuchteinenArztnachdemanderenauf,dochkeinerkannihrhelfen;bis der„24.Arzt“ ihr„einenLiebhaber“verschrieb.KeineandereRettung ihrer Karrieresehend,kommtsiedieserEmpfehlungnach.AmHeimwegvon„Arzt 24“erblicktsieaufderTerrassedesCaféImperialsFritz,derauchunverzüglich anihrGefallenfindet.DiebeidendurchlebeneineerfrischendeRomanze,die allerdingseinenbitterenBeigeschmackhat,nämlich,dassnurdieSängerinum derenVergänglichkeitweiß.Mit jederZärtlichkeit,die siemitFritzaustauscht, komme ihreStimmeeinStück zurück.BeimnächstenVorsingen schonbe- kommtsieunverzüglicheinEngagementauf„drei Jahremit steigenderGage fürerstePartien“angeboten.14 SchnitzlerumrissmitderErzählungDerEmpfindsamevieleDiskurseum SängerinneninderpopulärenKultur:vonderWichtigkeit, einEngagementzu bekommen,überdiedamitunabdingbarverbundeneReisetätigkeit,bishinzu Rollenbildernwieder„Chantant-Mutter“,die ihreTochterbegleitenmusste, umzuverhindern,dassdiesealleine reist, undschließlichdasBildderSou- brette,dienurauf ihreKarrierebedacht,MännerndasHerzbricht.Aufeiner anderenEbenedeuteteSchnitzleraberauchaufdasdahinterstehendeVorurteil 12 KarlKutschera, „ArtistenNamen“, IAR,1.4.1894,1–2. 13 ArthurSchnitzler,DerEmpfindsame[1895], in:ders.,DiegriechischeTänzerin:FrüheErzäh- lungen(Berlin:VerlagderNation,1985),78–85,80. 14 Schnitzler,DerEmpfindsame,78–85. © 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
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Auf die Tour! Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
Titel
Auf die Tour!
Untertitel
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Autor
Susanne Korbel
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21188-4
Abmessungen
15.9 x 24.0 cm
Seiten
272
Kategorie
Kunst und Kultur
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