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MännlicheDamen,weiblicheMänner 153
populärenKulturzusehenundsinddeshalbnichtalseinevermeintlichexklu-
sive ‚Assimilations‘-oder ‚Akkulturationsbestrebung‘der JüdinnenundJuden
unterdenKünstler*innenundmitihneneinerjüdischenKunstzuverstehen.150
DieChantant-Regisseure
VieleVolkssänger,Humoristen,KomikerundSoubrettenwarennichtnuraktiv
alsSchauspieler tätig, sondern inszeniertenundarrangiertenals rechteHand
derDirektor*innendieProgramme.AußerdemwardieSpartedersogenannten
„Chantant-Regisseure“einhäufiggewählterBerufswegnachderaktivenBüh-
nenkarrierevonSchauspieler*innenundArtist*innen.Ebensoüblichwares,
zwischenderPositionalsaktiverSchauspielerundderjenigendesRegisseurs
zuwechseln:DieTätigkeitalsRegisseurschlossdasaktiveSchauspielnichtaus.
RegisseuregenossenzeitgenössischallerdingseinenschlechterenRuf.Das
Publikumbeanstandete, dass derRegisseur inProgrammenundWerbean-
zeigen anprominenter Stelle neben denLeitendenderAufführungsstätten
genanntwurde. EinRegisseur habe doch eigentlich keinewirklicheAufga-
be.OftkameszumedialenDebattenüberdievermeintlicheNicht-Funktion
derChantant-Regisseure.Dass sie nichts zu tunhätten, sei aber ein großer
Irrtum;dieHerausforderungfürdenChantant-Regisseur lägenämlichdarin,
aufgrundseinereigenenschauspielerischenAusbildungdenDirektoraufdie
talentiertestenKünstler*innenaufmerksamzumachen, ihrProgrammgekonnt
auszuwählenunddenGeschmackdesPublikumszukennen.DiesesBekenntnis
zumBerufdesChantant-RegisseursentstammtederFedervonLouisTaufstein
–einem,derselbsthäufiger fürSingspielhallenStückeschriebundProgramme
inszeniertesowieaktivauftrat.ErwolltemitdiesemBeitragdieLeser*innen
derArtistenRevuevonderBedeutungderRegisseureüberzeugen.151
LouisTaufsteinwareiner,deresverstand,Soloszenen,CoupletsundLieder
denKünstler*innenaufdenLeibzuschreibenunddieProgrammeperfektzu
inszenieren.Deram3.Februar1870 inWiengeboreneCoupletistwarHaus-
autorbeiderBudapesterOrpheumgesellschaft.AndereGrößenderSzenewie
HeinrichEisenbachlebtenförmlichfürseineStücke.152Taufsteinschriebeben-
soOperetten153undKabarettsundwarweitüberdieGrenzenderMonarchie
hinausbekannt.Wiesoviele innerhalbderSzene,heirateteereineKollegin,die
SängerinLinaLöbl.TaufsteinteilteaberaucheinanderestraurigesSchicksalmit
sovielenseinerKollegen*innenunterdenChantant-Regisseuren.Als immer
150 ZurProblematikderBegriffe ‚Assimilation‘wieauch‚Akkulturation‘siehedieAusführungen
inderEinleitung.
151 IAR,24.22.1891,1–2.
152 SiehedieunzähligenLiederundStücke indenBeständenderTheaterzensur imNÖLA.
153 SieheetwaWAZ,17.8.1917,6.
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien
https://doi.org/10.7767/9783205211884 | CC BY 4.0
Auf die Tour!
Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
Zwischen Habsburgermonarchie und Amerika
- Titel
- Auf die Tour!
- Untertitel
- Jüdinnen und Juden in Singspielhalle, Kabarett und Varieté
- Autor
- Susanne Korbel
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21188-4
- Abmessungen
- 15.9 x 24.0 cm
- Seiten
- 272
- Kategorie
- Kunst und Kultur