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VI Geleitwort
wicklungen aus interdisziplinärer Sicht. Es ist das vorläufige Resultat eines groß ange-
legten Förderprojekts: Unter dem Namen „Autonomes Fahren – Villa Ladenburg“ wurde
es durch die Daimler und Benz Stiftung über einen Zeitraum von rund zwei Jahren mit
einem Budget von 1,5 Millionen Euro ausgestattet. Unser erklärtes Ziel ist es, mit den
vorliegenden Erkenntnissen eine objektive und unabhängige Informationsquelle zur Ver-
fügung zu stellen.
Dieses Sondieren des Themas aus interdisziplinärer Perspektive halten wir für unver-
zichtbar. Im vorliegenden Band versuchen die Autoren deshalb eine erste umfassende
Darstellung dessen, was wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt als wissenschaftlich aussagbar
erachten dürfen. Gleichzeitig müssen die noch schwer greifbaren neuen Technologien für
potenzielle Nutzer wie für Betroffene erfahrbar gemacht werden. Solcherart entwickelt sich
für viele Menschen eine Vorstellung, was sie erwarten können und was Technik überhaupt
leisten kann – aber auch, was sie nicht wird leisten können.
Bereits jetzt wird deutlich, dass drei Aspekte in den Vordergrund treten: Zum einen wird
ethischen Fragen eine Klammerfunktion zukommen. Erst wenn es gelingt, autonom agie-
renden Fahrzeugen eine Art von Entscheidungsethik mitzugeben, vermag sich die Fahr-
robotik auch in der Praxis zu behaupten. Dies gilt insbesondere für sogenannte Dilemma-
Situationen, in denen eine Abwägung getroffen werden muss, welches Verhalten im
Falle einer unvermeidbaren Kollision den beteiligten Personen innerhalb und außerhalb
des Fahrzeugs den geringsten Schaden zufügt. Eine weitere ungeklärte Schlüsselfrage ist,
welche Konsequenzen hieraus für die Gesetzgebung (z. B. die Straßenverkehrsordnung)
resultieren könnten.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Leistungsfähigkeit der maschinellen Wahrnehmung.
Diese stößt aktuell an verschiedene Grenzen: Sensoren, Kameras oder zusammengesetzte
Komponenten degenerieren und büßen im Lauf der Zeit an Zuverlässigkeit ein. Zwar ist es
möglich, Zustandsunsicherheiten abzuschätzen und darüber die Leistungsfähigkeit der
maschinellen Wahrnehmung zu prüfen. Doch werden Ausfälle tatsächlich vorhersagbar
sein? Und wie wäre der sichere Zustand einer autonomen Maschine unter allen denkbaren
Umständen überhaupt zu definieren? Dieser Aspekt kann sogar noch deutlich weiter gefasst
werden – Stichwort Robotifizierung. Schließlich erreichen die hier spezifisch aufgewor-
fenen Fragestellungen in einer tiefergehenden Form ausnahmslos alle Lebens
bereiche des
Alltags, in denen autonome Maschinensysteme genutzt werden. Auch hier gilt es, Bedin-
gungen zu analysieren und Konsequenzen zu antizipieren.
Nicht zuletzt kann das automatisierte Fahren ganz neue Chancen eröffnen, aber auch
negative Folgeerscheinungen mit sich bringen. Einer Reduzierung bzw. Verlagerung des
Parkraumbedarfs in der Innenstadt und einer effizienteren Ausnutzung von Verkehrsflächen
im fließenden Verkehr stünde durch die Kompensation von Standortnachteilen am Stadt-
rand eine neue Suburbanisierungswelle gegenüber.
Autonomes Fahren
Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung