Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geographie, Land und Leute
Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Seite - 13 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 13 - in Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol

Bild der Seite - 13 -

Bild der Seite - 13 - in Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol

Text der Seite - 13 -

Das Badhaus 13 nung (Stube, Küche, Kammern, Abtritt). Das Haus war meist ein Massivbau, doch gab es auch Bäder mit einem Obergeschoss aus Fachwerk. Öffentliche Badhäuser in reiner Holzbauweise traf man nur sehr selten an.32 Zentraler und größter Raum eines jeden Badhauses war die Badstube. Gab es nur eine für beide Geschlechter, dann badeten Männer und Frauen zu unterschiedlichen Tageszeiten oder an verschiedenen Tagen. War Platz für zwei Baderäume, wurde die Männer- von der Frauenstube durch eine hölzerne, seltener durch eine massive Trenn- wand geschieden. In diesem Fall wurde der Badeofen an die Trennwand zwischen bei- den Stuben gesetzt und die Schwitzbänke unmittelbar vor den Ofen gestellt. Oder der Ofen stand im größeren Raum direkt an der Trennwand und wurde zu beiden Stu- ben geöffnet. Damit die heiße Luft sich gleichmäßig in beiden Badstuben ausbreiten konnte, wurde die Trennwand nicht bis zur Decke hochgezogen, sondern im oberen Teil nur mit einem Gitter (»Gätter«) versehen.33 Die Badegäste saßen auf unterschiedlich hohen Holzbänken, meist in drei Stufen voneinander geschieden. Den besten Schwitzeffekt erreichte man auf der höchsten Bank dicht unter der Decke, wo die heißeste Luft war und wo sich mit einem Blick durch das Gitter die erfreuliche Möglichkeit bot, seine anatomischen Kenntnisse über das andere Geschlecht zu vervollständigen. Kein Wunder, dass die oberste Bank sehr beliebt war und gern benutzt wurde, bisweilen zu lange, so dass schon einmal einer ohnmächtig herabsank. Kein Wunder auch, dass ein strenger Moralist wie Guarinoni sich über die Gitter empörte. Er schreibt : »Und ob gleichwol hültzene dinne Wänd entzwischen unnd Mann von Weib underschieden, so ist doch in gemein die ober halbe Wandt gegättert, damit die Hitz hindurch möge, das Holtz erspart und Unzucht gemehrt, und wer der Höhe zusteigt, im Ansehen der Weiber und die Weiber der Männer ergetzt werden. Unnd ist uber diß stets die Thür offen und die Bader und Schandknecht hin und wider auß unnd ein lauffen, daß eins das ander gar wol sehen kann, und gleich wie mit einer Badhitz beede Zimmer gehitzt werden, also wirdt beedes Geschlecht mit einer Unzucht verstrickt.«34 Es ist bekannt, dass Guarinoni zu Übertreibungen neigte, namentlich dann, wenn er sich über die herrschende Sittenverderbnis entrüstete, aber er war auch ein scharfer, genauer Beobachter seiner Umwelt, so dass man ihn nach gewissen Abstrichen als kor- rekten Chronisten seiner Zeit ansehen darf. Einige seiner Bemerkungen zum (Haller) Badewesen sind sicher überzeichnet, aber kommen trotzdem der Wirklichkeit nahe. Ein »Gitterfenster« im Bad hatte übrigens auch Rattenberg. Der meist bis zur Raumdecke aufgemauerte Badeofen hatte eine vertiefte Brenn- kammer und wurde von einem Nachbarraum aus beheizt. Im Oberbau des Ofens lagen in einer Bogenöffnung locker geschichtete Steine. Sie dienten dazu, die Wärme über
zurück zum  Buch Im städtischen Bad vor 500 Jahren - Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol"
Im städtischen Bad vor 500 Jahren Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Untertitel
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Autor
Robert Büchner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79509-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
202
Kategorie
Geographie, Land und Leute
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Im städtischen Bad vor 500 Jahren