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Die beiden Badestuben
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Statt Ziegel und Steinplatten hatte man im Bad einen Holzboden. Auf dem Lehmbo-
den ruhten Durchzüge (Tragbalken, Unterzüge), auf ihnen das »pölster holtz« (Dielen-
träger) und zum Schluss kamen die Dielen selbst. Da Holz nicht gerade wasserbe-
ständig ist, sind die Reparaturen an Boden und Bänken im Männer- wie Frauenbad
seit Einsetzen der Baumeisterrechnungen eine unendliche Geschichte.288 Fast Jahr für
Jahr wurde an ihnen gebessert und geflickt, wurden neue Bänke gemacht, neuer Boden
verlegt, immer wieder Laden (Dielen) und Bretter herangeschafft, im Laufe der Zeit
Tausende von Bretternägeln verschlagen, neue Durchzüge und neues Polsterholz an-
gebracht.289 Gleich kostspielig waren die Türen, die repariert oder durch neue ersetzt
werden mussten, für die man Bänder zu Türangeln anfertigte, auch Nägel brauchte.290
Die Zimmerarbeiten im Bad verursachten hohe Kosten, die von der Stadt nicht immer
gleich aufgebracht werden konnten. Im Januar 1545 beschloss der Rat, Baumaßnah-
men an der schadhaften Arche, im Bad am Boden, der »letz« (schlecht) sei, und am
Brunnenbecken erst dann vornehmen zu lassen, wenn die Tage wieder länger würden,
denn zur Zeit sei in der Stadtkasse kein Geld.291
Da die Badstuben in Rattenberg nicht hoch waren,292 ist kaum mit gestuften
Schwitzbänken zu rechnen, auf denen man sich höher oder niedriger setzte, je nach-
dem, ob man eine starke oder mäßige Hitze wünschte. Sie werden vermutlich alle nur
eine gleiche Höhe gehabt haben. Ein großer Teil der Bänke wird bloß als Sitzbank
gedient haben, sei es zum Ausruhen, sei es zur Behandlung durch den Bader oder seine
Knechte. Haarschnitt, Rasur, Aderlass, Schröpfen, Verarzten erfolgten in einem sepa-
raten Raum, sofern das Bad einen solchen für diese Zwecke hatte. Ansonsten übten die
Bader solche Tätigkeiten in den Badstuben aus.293 So auch in Rattenberg.
Nach eindeutigen Zeugnissen befanden sich die Scherbank für Männer und die
Lassbänke für Männer und Frauen im Schwitzbad selbst,294 mit ziemlicher Sicherheit
hinten,295 vom Badeofen aus gesehen, also gleich nach dem Eingang in die Stuben,
wo Platz war und ein Fenster für Licht sorgte. Auch die Kopfwäsche wird man hier
vorgenommen haben. Ebenfalls werden an dieser Stelle die nötigen Geräte (Schaffe,
Becken, Lasseisen, Schröpfköpfe, chirurgische Instrumente), Lauge, Pflaster, Salben
Verbandmaterial, Hand- und Badetücher usw. in Nischen oder auf Regalen unterge-
bracht gewesen sein.296
3.2.4 Vertäfelte Wände
Noch Anfang des 18. Jahrhunderts empfahl man, ein Schwitzbad rings zu täfeln, »da-
mit die Kälte nicht durch das Mauerwerk häufig eindringe, und man an einem Ort
verbrenne, und an den anderen fast erfröhre«.297 Schon der mehrfach erwähnte Walter
Ryff wollte in seiner »Badenfart« (1549) von nackten, ungetäfelten Wänden im Bad
nichts wissen, da »darauß ein schedtlicher feuchter dampf schlecht [schlägt], inn
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute