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4. Bader, Badknechte, Reiberinnen und
Gewandhüterinnen zu Rattenberg
D as Bad zu Rattenberg war im Eigentum der Stadt. Sie bezahlte alle Repara-
turen am Gebäude, an den festen und beweglichen Einrichtungen (Badofen,
Warmwasserkessel, Bänke, Stellagen usw.) und sorgte für die nötigen Neuan-
schaffungen. Dem Bader wurde das Bad verpachtet und dabei kostenlos überlassen, er
erhielt einen Jahressold von 16 Gulden (= 8 Mark),354 musste aber alles Werkzeug, das
er als Bader, Barbier und Wundarzt benötigte, mitbringen, angefangen von den Bade-
wannen, Schaffen, Becken, Rasiermessern bis hin zu Lass- und Schröpfeisen, chirurgi-
schen Instrumenten, Verbandszeug. Er nahm sein Personal selbst auf, brauchte jedoch
für die Anstellung von Gewandhüterinnen und Reiberinnen (Badefrauen) die Zustim-
mung des Rates, weil dieser mit beiden Berufen Frauen oder Witwen von einfachen
Handwerkern und Krämern, die arm oder verarmt waren, ein kleines Einkommen ver-
schaffen wollte.
Fast alle Bader besaßen nur das Inwohnerrecht.355 Bei der Aufnahme und jährlichen
Wiederbestellung eines Baders schärfte ihm der Rat seine Pflichten ein. Stets wieder-
kehrende Punkte waren : Alle Badegäste seien gleich zu behandeln, die Badetage und
Öffnungszeiten seien einzuhalten, er solle taugliche Knechte anstellen, die sich auch
auf das Aderlassen, Schröpfen und Verbinden verständen, es sei stets rechtzeitig zu
heizen und ausgiebig zu lüften, die Kessel dürften nicht überhitzt werden, es sei unbe-
dingt auf Sauberkeit in den Badstuben zu achten, Kranke darin seien abzusondern oder
auszuschließen und im Übrigen sollten er und sein Personal nicht so viel Wein trinken.
Bader galten als starke Trinker,356 kein Wunder, Hitze und Dampf machten eben eine
trockene Kehle. Steter Durst des Badepersonals war so eine Art Berufskrankheit.
4.1 Erste Namen, Michael Hueber d. Ä.
Angesichts des dürftigen Quellenmaterials zur Geschichte des Rattenberger Badhau-
ses und seiner Bader im 15. Jahrhundert muss man schon froh sein, wenigstens den
Namen dreier Bader in dieser Zeit anführen zu können. Da wäre zunächst »Hanns
Karg von Röttemberg«, der drei Groschen Aufnahmegebühr in die Innsbruck-Haller
Baderbruderschaft von 1450/60 zahlte.357 Diese Bruderschaft nahm sehr viele fremde
Mitglieder auf, kaum aus Tirol,358 aber aus Vorarlberg, der Schweiz, Schwaben und
besonders aus Bayern.359 Da für Rattenberg im Mittelalter und in der frühen Neuzeit
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute