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Gabriel Freytag
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Abb. 62 : An einer
Infektionskrankheit leidende
Mönche werden gesegnet ;
Miniatur aus der 2. Hälfte des
14. Jh.
äußerst gefährlich, nicht selten tödlich (Quecksilbervergiftung). Wer mit Zahnausfall,
Atemnot, Sprachstörungen davon kam, konnte sich glücklich schätzen.447
Eines der bekanntesten Opfer der Syphilis wurde der Humanist Ulrich von Hutten,
der elf Quecksilberkuren über sich ergehen ließ, den hochgelobten Sud des Guajakhol-
zes trank und trotzdem 1523 elendiglich an den Franzosen starb, wie drei Bauern, die
sich mit ihm hatten schmieren lassen. In seinem Traktat »Über die gallische Krankheit«
(1519) beschrieb er, wie es einem Kranken ging, nachdem er eingerieben war und ne-
ben einem heißen Ofen stark schwitzen musste :
Die Wirkung der Salbe war so stark, dass sie die Krankheit von der Oberfläche des Körpers
in die Eingeweide trieb […], in fast allen Fällen wurden Rachen, Zunge und Gaumen zu
einem einzigen Geschwür, das Zahnfleisch geschwollen, die Zähne gelockert, und der unun-
terbrochene Speichelfluss von einem Gestank, schlimmer als ein faulendes Aas […] Diese Art
der Behandlung war so grausam, dass viele es vorzogen, eher zu sterben, als auf diese Weise
kuriert zu werden«.448
Erasmus, der den todkranken Hutten gesehen hatte, war vor dem »lebenden Leich-
nam« erschrocken.449
Im städtischen Bad vor 500 Jahren
Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Im städtischen Bad vor 500 Jahren
- Untertitel
- Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol
- Autor
- Robert Büchner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79509-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 202
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute