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Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
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Zur Forschungslage24 tiven Schmuckfreude geprägt gewesen sei , habe eine umwälzende Neuorientie- rung danach unter den ersten Habsburgern stattgefunden. Die Bauten dieser Zeit , als deren wichtigster der im Jahre 1295 geweihte Hallenchor des Klosters Heiligenkreuz zu bezeichnen sei , gehörten zweifellos zu den künstlerisch bedeut­ samsten und entwicklungsgeschichtlich fortschrittlichsten Werken der mitteleuropäi­ schen Architektur74. Den für die deutsche Hochgotik äußerst wichtigen Bautypus der durchfensterten , einschiffig gewölbten Kapellen sah Renate Wagner-Rieger in der 1293 geweihten Leechkirche des Deutschen Ordens in Graz und in der Bernar­ dikapelle in Stift Heiligenkreuz verwirklicht75. Die zukunftsweisende Bauform des Langchors sei dagegen erst im Chorbau der Wiener Minoriten belegt , der als Stiftung der Gemahlin König Friedrichs des Schönen von 1328 galt. Dagegen datierte Renate Wagner-Rieger die gestaffelt dreiteilige Choranlage der Liebfrau- enkirche in Wiener Neustadt bereits in die letzten Jahrzehnte des 13. Jahrhun­ derts76. Die im Jahre 1280 gestiftete Nonnenklosterkirche in Tulln wurde in ih- rer dreischiffigen Hallenform mit integriertem , gerade geschlossenem Chor mit einer programmatischen Neuschöpfung erklärt und als Beispiel einer politischen Instrumentierung aktueller Architekturformen als Propagandamittel angespro- chen : Um sich als Landesherren im neuen Herrschaftsgebiet zu profilieren , setzten die Habsburger naturgemäß auch die Architektur als die teuerste und am meisten öffentliche Kunstgattung ein77. Diese Darstellung der Baukunst unter den frühen Habsburgerherrschern in Ös- terreich fügte sich anscheinend überzeugend in das seit über hundert Jahren von den Historikern geprägte Bild ein , wonach erst die Machtübernahme durch die Habsburger eine Konsolidierung und das Ende von jahrzehntelangen Unruhen bedeutet habe. Die Regierung Ottokars II. Přemysl in Österreich ( 1251–1276 ) wurde aus der Sicht traditioneller Rechtsauffassung als Usurpation bezeichnet78 , das negative Bild des von Hybris und Machtgier beherrschten Antihabsburgers Ottokar war in Österreich vor allem durch das 1825 uraufgeführte Drama Kö­ nig Ottokars Glück und Ende von Franz Grillparzer verbreitet. Die Vorstellung vom übertrieben prunkvollen Herrschaftsstil Ottokars entsprach bereits der Auf- fassung Richard Kurt Donins , der die dekorativ reich ausgestalteten Werke der spätromanischen Baukunst in Österreich , wie den Westbau der Wiener Stephans- kirche mit dem Riesentor , das Brauttor der Liebfrauenkirche in Wiener Neustadt oder den Tullner Karner in die Regierungszeit Ottokars II. Přemysl setzte79 und als Belege einer prolongierten , im Grunde aber längst überholten und dem Unter- gang geweihten Stilauffassung wertete.
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Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
Titel
Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich
Autor
Mario Schwarz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78866-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
498
Schlagwörter
Medieval architecture, Austrian art, Medieval art, Austrian architecture, Architectural history, 13th century architecture
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Kunst und Kultur
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