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Verkehrswende imsuburbanenRaum 187
GesellschaftlicherWandelundMobilitätssysteme inRegiopolen
Im öffentlichenDiskurs wird E-Mobilität vielfach als die essenzielle (tech-
nische) Lösung angesehen–dies haltenwir in dieser verengten Sichtweise
füreinenTrugschluss.DenntechnischeEntwicklungensindnurdieeineSei-
te gesellschaftlichen Fortschritts, die andere ist diejenige der Veränderung
desMobilitätsverhaltens (Wilde 2015b). Dieses steht in engemZusammen-
hangmit der Lebenspraxis der Menschen und kontextuellen infrastruktu-
rellenGegebenheiten (Radloff/Oxenfarth2014).Für einezukunftsfähigeund
ökologisch sinnvolleMobilitätsentwicklung inRegiopolensind jedocheinige
Bedingungenausschlaggebend.
GrundsätzlichunterliegtderMobilitätswandel inRegiopolenanderenBe-
dingungenals inGroßstädten.Regiopole stehen ineinersehrstarkenWech-
selwirkungmitdemländlichstrukturiertenUmland(Kühn/Sommer2013).Im
UmlandfindenhäufigAbstiegsprozessestatt,etwainFormderAbwanderung
vonArbeitskräften,Einwohner*innen, Industrie undDienstleistungsgewer-
be. Zudemsind sie schlechter verkehrstechnisch angebunden.Das großflä-
chigeUmland vonRegiopolen ist zumeist stark konzentriert auf die Regio-
pole alsKernstadt.Sie stellt oftmalsdenzentralenEntwicklungspoldarund
bündelt starkHandelundGewerbe (Kühn/Sommer2013: 5ff.).Hieraus folgt:
Arbeiten, Leben undWohnen in Regiopolen hängt in nicht unerheblichem
Maßemit demPendelverkehr von außen zusammen.Der städtische Raum
alsFläche ist jedochbegrenztunddieKapazitätderStraßen,sowohl fürden
fließendenals auch ruhendenVerkehr, ist schon jetzt an einemGrenzpunkt
angelangt.DenneinlebenswertesStadtlebenfürdieBewohner*innenbedeu-
tetbezogenaufdieurbaneUmweltwenigerVerkehr,wenigerLärmundwe-
nigerAbgaseinderStadt.HiersindunterschiedlicheNutzungsansprüchezu
erkennen,dieallerdingsaufderBasisvontraditionellemMobilitätsverhalten
nichtverändertwerdenkönnen.NachderDevise»Youcan’t eat thecakeand
have it« (Senge2017) istesnichtmöglich,dasderzeitigeMobilitätsnutzungs-
verhaltenaufrechtzuerhaltenundgleichzeitig grundlegendeVeränderungen
auftechnologischerBasiseinzuführen.NichtdietechnologischeEntwicklung
inderMobilität istderalleinentscheidendeFaktor,sonderndieVeränderung
derMobilitätskultur spielt einezumindest ebensogroßeRolle.Umfürdiese
ProblemlagenzukunftsfähigeLösungenzuentwickeln, ist ein insgesamtan-
deresVerständnisvonStadt,RaumundMobilitätundsomitinderkonkreten
Übertragung indie Praxis eine veränderte Planungspolitik notwendig (Prell
2016).
Baustelle Elektromobilität
Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Titel
- Baustelle Elektromobilität
- Untertitel
- Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Transformation der (Auto-)Mobilität
- Autor
- Achim Brunnengräber
- Herausgeber
- Tobias Haas
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5165-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 450
- Schlagwörter
- Auto, Elektromobilität, Transformation, Rohstoffpolitik, Wertschöpfungsketten, Verkehrswende, Bewegung, Autonomes Fahren
- Kategorie
- Technik